Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16

bei uns veröffentlicht am11.11.2016

Tenor

1. Die Klage wird abgewiesen.

2. Die Klägerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.

3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Klägerin kann die Vollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des zu vollstreckenden Betrags leisten.

4. Der Streitwert wird auf 5.583,04 Euro festgesetzt.

Tatbestand

Die Parteien streiten um verbleibende Schadensersatzansprüche aus übergegangenem Recht anlässlich eines Verkehrsunfalls am 13.02.2015 gegen 13.00 Uhr im Einmündungsbereich der ... und der ... in M.

Das Fahrzeug Mercedes CLS 220 mit dem amtlichen Kennzeichen ... das am Unfalltag vom Zeugen ... gefahren wurde und im Eigentum der Firma ... stand, war bei der Klägerin unter der Versicherungsnummer ... ohne Selbstbeteiligung vollkaskoversichert. Die Beklagte zu 1) war am Unfalltag Fahrerin des Fahrzeugs Audi A3 mit dem amtlichen Kennzeichen ... das bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert war.

Der Zeuge ... befuhr mit dem klägerischen Fahrzeug die ... in südwestliche Fahrtrichtung und wollte an der Einmündung zur ... die sich in der ... fortschreibt, gerade aus seine Fahrt fortsetzen, um wenig später nach rechts in die ... abzubiegen. Die Beklagte zu 1) befuhr mit dem Beklagtenfahrzeug zunächst die ... bog auf die ... nach links ein und wollte ihre Fahrt erneut links abbiegend an der Einmündung zur ... vorbei in die ... bzw. ... fortsetzen. Im Zuge des zweiten Linksabbiegevorgangs der Beklagten zu 1) und dem damit verbundenen Queren der Geradeausspur, auf der das klägerische Fahrzeug fuhr, kam es zur Kollision zwischen beiden Fahrzeugen. Der Verkehr im Krezungs- bzw. Einmündungsbereich der ... auf die ... und im weiteren Verlauf der ... nach Norden zur ... bzw. zur ... ist durch eine Lichtzeichenanlage geregelt, die am Unfalltag voll funktionsfähig waren.

Die Klägerin regulierte den am klägerischen Fahrzeug entstandenen Schaden gegenüber der ... in Höhe von insgesamt 11.223,45 Euro, bestehend aus Reparaturkosten (netto) in Höhe von 9.421,45 Euro, Sachverständigenkosten (netto) in Höhe von 302,00 Euro und einer Wertminderung in Höhe von 1.500,00 Euro. Im Zuge der vorgerichtlichen Geltendmachung dieses Gesamtschadens gegenüber der Beklagten zu 2) zahlte diese gemäß Abrechnungsschreiben vom 27.05.2015 unter Zugrundelegung einer Haftungsquote von 50:50 mit der Begründung eines unaufklärbaren Unfallgeschehens einen Gesamtbetrag in Höhe von 5.640,42 Euro, davon 4.710,73 Euro auf die Reparaturkosten und 750,00 Euro auf die Wertminderung sowie 179,69 Euro auf die Sachverständigenkosten.

Mit Schreiben vom 05.06.2015 und weiterem Schreiben vom 06.10.2015 hat die Klägerin die Beklagte zu 2) zur Begleichung des Differenzbetrags in Höhe von 5.583,04 Euro, bestehend aus Reparaturkosten von noch 4.710,73 Euro (netto), Sachverständigenkosten von noch 122,31 Euro sowie einer Wertminderung von noch 750,00 Euro. Die Beklagte zu 2) hat mit Schreiben vom 30.10.2015 eine weitergehende Schadensregulierung endgültig abgelehnt.

Mit ihrer vom 24.02.2016 datierenden Klageschrift, die bei Gericht am 25.02.2016 einging und den Beklagten jeweils am 30.03.2016 zugestellt wurde, verfolgt die Klägerin ihr Zahlungsbegehren weiter.

Die Klägerin behauptet, dass der Zeuge ... auf der rechten der beiden Geradeausspuren gefahren sei, zunächst als erstes Fahrzeug an der für ihn Rotlicht anzeigenden Lichtzeichenanlage angehalten habe und nach deren Umschalten auf Grünlicht langsam angefahren und den Einmündungsbereich hineingefahren sei. Er habe trotz sofort eingeleiteter Vollbremsung eine Kollision mit dem von rechts kommenden Beklagtenfahrzeug nicht mehr verhindern können. Die Klägerin behauptet, dass die Beklagte zu 1) trotz für sie Rotlicht anzeigender Lichtzeichenanlage zum Linksabbiegen in den Einmündungsbereich und dabei mit überhöhter Geschwindigkeit von 70 km/h als letztes Fahrzeug eingefahren sei.

Die Klägerin beantragt,

die Beklagten samtverbindlich zu verurteilen, an die Klägerin 5.583,04 Euro nebst Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 1.11.2015 zu verurteilen.

Die Beklagten beantragen,

die Klage abzuweisen.

Die Beklagten behaupten, dass die Beklagte zu 1) in einer Kolonne mit weiteren Fahrzeugen jeweils bei Grünlicht die erste und die zweite Lichtzeichenanlage passiert habe, während der Zeuge ... mit dem klägerischen Fahrzeug einen Rotlichtlichtverstoß begangen und nicht auf den Gegenverkehr geachtet habe. Die Beklagten meinen, dass der Zeuge ... selbst wenn dieser erst nach dem Umschalten der für ihn geltenden Lichtzeichenanlage auf Grünlicht in den Kreuzungsbereich eingefahren sein sollte, jedenfalls unter der Gesichtspunkt des sog. Nachzüglervorrangs wartepflichtig gewesen sei.

Das Gericht hat Beweis erhoben durch uneindliche Einvernahme des Zeugen ... und Einholung eines mündlichen unfallanalytischen Sachverständigengutachtens. Hinsichtlich der Angaben des Zeugen ... und der Feststellungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. ... wird auf das Sitzungsprotokoll vom 12.09.2016 sowie auf das vom Sachverständigen übergebene Anlagenheft zu seinem mündlichen Sachverständigengutachten verwiesen. Die Beklagte zu 1) wurde informatorisch zu Unfallgeschehen angehhört. Hinsichtlich ihrer Angaben wird auf das Sitzungsprotokoll vom 12.09.2016 verwiesen. Der Zeuge ... wurde nicht persönlich als Zeuge einvernommen: Dieser hatte in seinem an das Gericht adressierten Schreiben vom 08.08.2016 mitgeteilt, bis zum 31.03.2017 wegen eines Praktikums im Ausland zu sein, und auf seine schriftliche Äußerungen gegenüber der Polizei verwiesen. Seine schriftlichen Angaben gegenüber der Polizei im Rahmen des Bußgeldverfahrens wurden mit Zustimmung der Parteien in Augenschein genommen und im Wege des Urkundenbeweises eingeführt. Die staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakte, Az. 415 Js 160731/15, war auf Antrag der Parteien beigezogen worden.

Zur Ergänzung des Tatbestands wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.

Gründe

Die zulässige Klage ist nicht begründet und bleibt deshalb ohne Erfolg.

I.

Die Klägerin konnte unter Anwendung des Beweismaßes des § 286 Abs. 1 S. 1 ZPO bereits dem Grunde nach nicht nachweisen, dass ihr ein (weitergehender) Schadensersatzanspruch aus übergegangenem Recht gemäß § 86 Abs. 1 S. 1 VVG i.V.m. §§ 18 Abs. 1 S. 1, 7 Abs. 1 StVG i.V.m. §§ 823 Abs. 1, 249 Abs. 1, Abs. 2 BGB gegen die Beklagten zu 1) zusteht, für den die Beklagte zu 2) über § 115 Abs. 1 Nr. 1 VVG gesamtschuldnerisch gemäß § 421 BGB haften würde. Im Einzelnen:

1. Zunächst ist die Beklagte zu 1) als Fahrerin wegen § 18 Abs. 1 S. 1 StVG gemäß § 7 Abs. 1 StVG für die beim Betrieb des von ihr geführten Fahrzeugs adäquat-kausal entstandenen Sachschäden ersatzpflichtig, weil sie den Verkehrsunfall schuldhaft herbeigeführt hat.

Es ist der Beklagten zu 1) aus Sicht des Gerichts nach der durchgeführten Beweisaufnahme nicht der Nachweis gelungen, dass der Schaden nicht auch durch ihr Verschulden verursacht ist bzw. sie sich gar verkehrsrichtig verhalten hat (vgl. Heß in B/H/H/J/, Straßenverkehrsrecht, § 18 StVG, Rn. 8). Dies wäre allerdings angesichts der Verschuldensvermutung in § 18 Abs. 1 S. 2 StVG erforderlich gewesen. Insbesondere konnte die Beklagte zu 1) nicht nachweisen, dass sie bei „Grünlicht“ abgebogen und deswegen gemäß § 37 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 S. 1 und S. 2 und S. 3 StVO i.V.m. § 8 Abs. 1 S. 1 StVO vorfahrtsberechtigt gewesen ist.

Die Beklagte zu 1) hat angegeben, in einer Kolonne mit weiteren Fahrzeugen auf der rechten der beiden Linksabbiegerspuren in den Kreuzungsbereich von der ... kommend nach links auf die ... abgebogen zu sein, und zwar als die Lichtzeichenanlage für sie GRÜN angezeigt habe. Sie sei fließend im Verkehr mitgefahren, vielleicht mit einer Geschwindigkeit von 30 bis maximal 40 km/h, ohne sagen zu können, wie viele Fahrzeuge vor ihr gefahren sind oder ob noch weitere Fahrzeuge hinter ihr fuhren. Sie habe ein bis zwei Meter und direkt nochmals vor dem Linksabbiegevorgang auf die Lichtzeichenanlage geschaut, die GRÜN angezeigt habe.

Der Zeuge ... der als Beifahrer im klägerischen Fahrzeug saß, hat naturgemäß keine Angaben über die für die Beklagte zu 1) geltende Ampelschaltung machen können. Zugleich gab er an, es so in Erinnerung zu haben, dass das Beklagtenfahrzeug das letzte Fahrzeug in einer Kolonne gewesen ist, die ihr vorausfahrenden Fahrzeuge relativ zügig gefahren und bereits abgebogen waren und sie als letztes Fahrzueg hinterher kam, ohne dass er sagen konnte, wieviele Fahrzeuge in der Kollonne gefahren sind oder dass ihm hinsichtlich des Fahrverhaltens des Beklagtenfahrzeugs ein besonderes oder abweichende Fahrverhalten erinnerlich gewesen ist.

Videoaufzeichnungen oder unfallunbeteiligte Zeugen, die eine Aussage über die Ampelschaltung in der Fahrtrichtung des Beklagtenfahrzeugs machen könnten, sind nicht vorhanden. Insoweit hätte auch der nicht persönlich einvernommene Zeuge ... keine Angaben machen können, die zur Aufklärung hätten beitragen können, da er – wie der Zeuge ... auch – keinen Einblick auf die für die Beklagten zu 1) Lichtzeichenanlagen in dem Moment hatte, als diese die jeweiligen Haltelinien überfuhr. Dies gilt erst recht, wenn berücksichtigt wird, dass der Zeuge ... angegeben hat, dass der Blick des Zeugen ... nach rechts gewandt war, als das klägerische Fahrzeug in den Kreuzungsbereich einfuhr.

Schließlich konnte auch der Sachverständige Dipl.-Ing. ... im Rahmen seiner weg-/zeitlichen Berechnungen keine eindeutige Aussage insoweit treffen, auch nicht bei Unterstellung der Richtigkeit der Angaben des Beklagten zu 1) selbst.

Der Sachverständige Dipl.-Ing. ... führte zunächst aus, dass – ausgehend von dem vorliegenden Ampelphasenplan und einem störungsfreien Betrieb der Lichtzeichenanlage – letztere mit dem Signalplan P2 am Unfalltag und zur Unfallzeit in Betrieb gewesen ist. Demnach war für das klägerische Fahrzeug bei der Einfahrt in die Kreuzung das Signal 07 maßgeblich, für das Beklagtenfahrzeug zunächst (von der ... kommend) das Signal 03 und so dann (kurz vor dem Linksabbiegen in die nördliche ...) das Signal 09. Weil aus dem Phasenfolgeplan hervorgeht, dass Grün für die Fahrtrichtung des klägerischen Fahrzeugs in der Phase 1 geschaltet ist und in der Phase 4 Grün für die Fahrtrichtung des Beklagtenfahrzeugs bezogen auf die Signale 03 und 09 wurde vom Sachverständigen Dipl.-Ing. ... der Phasenübergang der Phase 4 nach 1 als für die weg-/zeitliche Berechnung relevant zugrunde gelegt, mithin der Phasenübergang mit der Kennung 4, der insgesamt 18 Sekunden dauerte. Danach schaltete das Signal 03, also die (erste) Einfahrt des Beklagtenfahrzeugs in den Kreuzungsbereich in der dritten Sekunde auf Rotlicht, das Signal 09 eine Sekunde später, also in der vierten Sekunde dieses Phasenübergangs, während das für den Kläger maßgebliche Signal 07 in der sechsten Sekunde auf Rot-Gelb und in der siebten Sekunde auf Grün schaltet, so dass ein Zeitversatz zwischen Rotlicht der (zweiten) Lichtzeichenanlage für die Fahrtrichtung des Beklagtenfahrzeugs (Signal 09) und Grünlicht für die Fahrtrichtung des klägerischen Fahrzeugs (Signal 07) von drei Sekunden bestand.

Zugleich stellte der Sachverständige Dipl.-Ing. ... fest, dass die Endpositionen der unfallbeteiligten Fahrzeuge nicht gesichert wurden und auch unfallbezogene Spuren auf der Fahrbahn nicht vorhanden bzw. bekannt sind, jedenfalls nicht dokumentiert wurden. Insoweit ist zwischen den Parteien auch unstreitig, dass die unfallbeteiligten Fahrzeuge nach der Kollision aus der Unfallstelle herausgefahren wurden, um den Verkehrsfluss nicht zu behindern, ohne diese zuvor lichtbildmäßig zu erfassen.

Aus diesem Grund unterstellte der Sachverständige Dipl.-Ing. ... für die Rekonstruktion des Unfallhergangs eine Einfahrt des Beklagtenfahrzeugs auf der rechten Linksabbiegerspur in die nördliche ... wie beklagtenseits vorgetragen, und verknüpfte dies mit einer Bewegung des klägerischen Fahrzeugs auf der rechten der beiden Geradeausspuren der ... und einem geplanten Abbiegen in die ... wie klägerseits vorgetragen. Er ermittelte so einen technisch plausiblen Kollisionsort, der 11,7 Meter hinter der Haltelinie des klägerischen Fahrzeugs lag und eine zurückgelegte Wegstrecke von 28,5 Meter für das Beklagtenfahrzeug von der Haltelinie der zweiten Lichtzeichenanlage aus bis dorthin bzw. von insgesamt 78,5 Metern angesichts des Abstands der Haltelinie der ersten Lichtzeichenanlage an der ... bis zur Haltelinie der zweiten Ampel von etwa 50 Metern. Anhand einer energetischen Auswertung der Beschädigungen an den unfallbeteiligten Fahrzeugen ergaben sich für den das klägerische Fahrzeug ein EES-Wert von 8 bis 10 km/h und für das Beklagtenfahrzeug von 7 bis 9 km/h. Ausgehend von einer Querbeschleunigung von 1,5 bis 2,5 m/s² errechnete der Sachverständige Dipl.-Ing. ... auf eine zu erwartende Abbiegegeschwindigkeit in einem Bereich von 21 bis 34 km/h bei einer wahrscheinlichen Fahrlinie des Beklagtenfahrzeugs mit einem Kurvenradius von etwa 24 Metern, insbesondere aufgrund des Schadensbilds an den unfallbeteiligten Fahrzeugen. Im Rahmen der Kollisionssimulation unter Berücksichtigung dieser Randbedingungen errechnete der Sachverständige Dipl.-Ing. ... als wahrscheinlichste Geschwindigkeit für das klägerische Fahrzeug eine Kollisionsgeschwindigkeit von 14 km/h und für das Beklagtenfahrzeug von 30 km/h, unter Berücksichtigung der Toleranzen dieser Art der Geschwindigkeitsermittlung eine Kollisionsgeschwindigkeit des klägerischen Fahrzeugs von 12 bis 16 km/h und für das Beklagtenfahrzeug von 25 bis 35 km/h. Dieses Ergebnis sah der Sachverständige Dipl.-Ing. ... auch durch das Schadensbild bestätigt. Zugleich betonte der Sachverständige Dipl.-Ing. ... dass nach der Spurenlage beide Fahrzeuge zum Kollisionszeitpunkt abgebremst waren, mithin die Ausgangsgeschwindigkeit über der berechneten Kollisionsgeschwindigkeiten gelegen haben muss, ohne dass er beweissicher fixieren konnte, mit welcher Geschwindigkeit die Fahrzeuge jeweils bewegt wurden. Im weiteren führte der Sachverständige Dipl.-Ing. ... aus, dass bei Unterstellung eines normalen (klägerseits vorgetragenen) Anfahrvorgangs des klägerischen Fahrzeugs von der Haltelinie und einer anschließende Vollbremsung auf die Kollisionsgeschwindigkeit sich eine Fahrzeit des klägerischen Fahrzeugs von der Haltelinie bis zum Kollisionsort von 2,9 bis 4,0 Sekunden, während sich für das Beklagtenfahrzeug bei Zugrundelegung einer durchschnittlichen Ausgangsgeschwindigkeit von 30 bis 40 km/h eine Fahrzeit von der zweiten Haltelinie bis zum Kollisionsort von 2,5 bis 3,4 Sekunden, und von der ersten Haltelinie bis zum Kollisionsort von 7,0 bis 9,4 Sekunden errechnet.

Zugleich betonte der Sachverständige aber auch, dass das Grünlicht der Lichtzeichenanlage an der ... (Signal 03) verkehrsabhängig gesteuert sei und sich nicht mehr retrospektiv rekonstruieren lasse, wie lange die Grünphase gedauert habe, so dass auch nicht mehr festzustellen sei, wie viele Fahrzeuge von der ... bei Grünlicht nach links in die ... am Unfalltag mit bzw. um das Beklagtenfahrzeug abbiegen konnten. Angesichts der Fahrtstrecke von der (ersten) Haltelinie an der ... bis zur (zweiten) Haltelinie von 50 Metern und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h ergäbe sich eine Fahrzeit von etwa 5 Sekunden, wobei der Zeitversatz zwischen dem Signalwechsel der (ersten) Ampel an der ... auf Rotlicht und dem Signalwechsel an der (zweiten) Ampel auf Rotlicht nur eine Sekunde beträgt. Der Sachverständige Dipl.-Ing. ... kam deshalb zu dem Ergebnis, dass es bei einem Überfahren der Haltelinie an der ... in einem frühen Verlauf der Grünphase technisch durchaus denkbar sei, von der ... bei Grünlicht in die Kreuzung einzubiegen und in einem Zug auch das Signal an der (zweiten) Ampel bei Grünlicht zu überfahren, wie beklagtenseits vorgetragen wurde. Gleichermaßen technisch möglich sei es aber, von der ... noch bei Grünlicht einzubiegen, an der zweiten Ampel jedoch bereits Rotlicht zu haben.

Den plausibel und nachvollziehbar dargestellten Ausführungen des dem Gericht aus einer Vielzahl von Verfahren als fachkundig und sorgfältig arbeitend bekannten Sachverständigen schließt sich das Gericht vollumfänglich an.

Die Bewertung, dass die Beklagte zu 1) nicht nachweise konnte, bei GRÜN in die Kreuzung eingefahren zu sein, ändert sich aus Sicht des Gerichts auch nicht etwa dadurch, weil die Beklagte zu 1) angab, sie habe ein bis zwei Meter und direkt nochmals vor dem Linksabbiegevorgang auf die für sie geltende Lichtzeichenanlage geschaut, die GRÜN angezeigt habe. Denn zu sehen ist insoweit, dass die Beklagte angab, soweit sie sich erinnerte, zuletzt rechtsseitig von ihr auf die Ampel geschaut zu haben. In diesem Zusammenhang sind aber für das Gericht auch die örtlichen Begebenheiten an der (zweiten) Ampel entscheidend, denn rechtsseitig – von der Fahrerposition des Beklagtenfahrzeugs auf der rechten der beiden Linksabbiegerspuren aus gesehen – ist zumindest nicht die für den Linksabbiegerverkehr geltende Lichtzeichenanlage, sondern die für den Geradeausverkehr geltende Lichtzeichenanlage angebracht. Insoweit stellte der Sachverständige Dipl.-Ing. ... fest, dass im Kreuzungsbereich nach Norden insgesamt vier Fahrspuren bestehen, und zwar zwei Linksabbiegerspuren in die nördliche ... und zwei Geradeausspuren in die .... Die Ampelphase der beiden Geradeausspuren ist mit dem Signal 08 geschaltet, das im maßgeblichen Phasenübergang 4 noch Grünlicht anzeigt, wenn die beiden Linksabbiegerspuren mit dem Signal 09 bereits Rotlicht zeigen. Zugleich sind entsprechende Pfeilmarkierungen an den jeweiligen Lichtzeichenanlagen angebracht. Aus Sachverständigensicht erschien es dennoch grundsätzlich denkbar, dass das Grünsignal der beiden Geradeausspuren fehl interpretiert werde und deshalb bei Rotlicht für die Linksabbiegerspur in die Kreuzung einzufahren. Insoweit besteht für das Gericht zumindest die Möglichkeit, dass die Beklagte zu 1) kurz vor dem Überfahren der Haltelinie an der zweiten Ampel das Grünlicht der für die Geradeausspur geltende Lichtzeichenanlage wahrgenommen und deswegen ihre Fahrt fortgesetzt hat, obschon die für die Linksabbiegerspur geltende Lichtzeichenanlage möglichweise doch bereits Rotlicht anzeigte. Auch deshalb steht nicht mit der im Rahmen der Überzeugungsbildung erforderlichen Gewissheit für das Gericht fest, dass die Beklagte zu 1) bei „Grünlicht“ in den Kreuzungsbereich eingefahren ist.

2. Die Abwägung der gegenseitigen Verschuldens- und Verursachungsanteile nach §§ 18 Abs. 3, 17 Abs. 2, Abs. 1 StVG ist, weil der Unfall weder für den Zeugen... als Fahrer des klägerischen Fahrzeugs noch für die Beklagten zu 1) unvermeidbar im Sinne von §§ 18 Abs. 3, 17 Abs. 3 StVG gewesen ist, notwendig, weil auch die Firma Daimler AG als Halterin gemäß § 7 Abs. 1 StVG und der Zeuge... als Fahrer des klägerischen Fahrzeugs grundsätzlich für die unfallbedingten Schäden haftet, da sich der Unfall auch bei dem Betrieb des klägerischen Fahrzeugs ereignete.

a) Dabei ist der Unfall zunächst weder für den Zeugen ... noch für die Beklagte zu 1) unvermeidbar im Sinne von §§ 18 Abs. 3, 17 Abs. 3 StVG gewesen. Davon geht das Gericht deshalb aus, weil keiner der Parteien der Beweis gelungen ist, dass der Unfall für den Kläger bzw. den Beklagten zu 1) ein unabwendbares Ereignis im Sinne des § 17 Abs. 3 StVG war.

Für die Unabwendbarkeit im Rahmen des § 17 Abs. 3 StVG ist derjenige beweisbelastet, der sich auf sie beruht, wobei nur Umstände berücksichtigungsfähig sind, die zur Überzeugung des Gerichts feststehen, so dass die Unaufklärbarkeit zulasten desjenigen geht, der sich auf die Unabwendbarkeit beruft (vgl. OLG München, 12.08.2011, Az. 10 U 3150/10). Ein unabwendbares Ereignis liegt vor, wenn auch ein „Idealfahrer“ den Unfall nicht hätte vermeiden können bzw. der Unfall auch bei äußerster möglicher Sorgfalt nicht abzuwenden war und auch nicht weniger folgenschwer gewesen wäre. Dabei ist nicht nur entscheidend, ob der Fahrer in der konkreten Gefahrensituation wie ein „Idealfahrer“ reagiert hat, sondern ob ein „Idealfahrer“ überhaupt in eine solche Gefahrenlage geraten wäre (vgl. OLG München, 12.08.2011, Az. 10 U 3150/10). Nach § 286 Abs. 1 ZPO hat das Gericht unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlung und des Ergebnisses einer Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden. Diese Überzeugung des Richters erfordert keine – ohnehin nicht erreichbare absolute oder unumstößliche, gleichsam mathematische Gewissheit und auch keine „an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit“, sondern nur einen für das praktische Leben brauchbaren Grad von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen gebietet (vgl. u.a. OLG München, Urteil vom 11.06.2010, Az. 10 U 2282/10, m.w.N.).

Im Hinblick auf die Vermeidbarkeit des Unfalls für den Fahrer des klägerischen Fahrzeugs, den Zeugen ... konnte sich das Gericht nicht davon überzeugen, dass dieser sich wie ein „Idealfahrer“ verhalten hat. Denn selbst wenn dieser, wie der Zeuge ... ausgesagt hat, bei Grünlicht die Haltelinie der für ihn maßgeblichen Lichtzeichenanlage überfahren hat, ist auch zu sehen, dass der Zeuge ... angegeben hat, dass der Zeuge ... im weiteren Fahrtverlauf beabsichtigte, in die ... einzubiegen, deswegen noch an der Einmündung zur ... vorbeifahren musste und der Blick des Zeugen ... während des Anfahrens nach rechts gerichtet war, um auf dortige Fahrzeuge zu achten. Indes ist zu sehen, dass selbst das Einfahren bei „Grünlicht“ in eine Kreuzung den Einfahrenden nicht von der Einhaltung der allgemeinen Sorgfaltspflicht des § 1 Abs. 2 StVO entbindet, wie in § 37 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 S. 6 StVO ausdrücklich geregelt ist. Für den in die Kreuzung neu Einfahrenden folgt daraus, dass die Freigabe der Kreuzungseinfahrt durch grünes Ampellicht nicht von der Pflicht entbindet, die Einfahrt in die Kreuzung zurückzustellen, soweit dies die Verkehrslage erforderte. Dabei ist anerkannt, dass vor allem liegengebliebenen Nachzüglern, die sich noch im Kreuzungsbereich befinden, im Interesse des fließenden Verkehrs die Räumung der Kreuzung zu ermöglichen ist, wobei dies auch bezüglich des linksabbiegenden Querverkehrs gilt (vgl. KG, Urteil vom 13.11.2003, Az. 12 U 43/02). Ein „Idealfahrer“ hätte demnach nicht allein nach rechts geschaut, sondern insbesondere auch nach links gesehen, um etwaigen noch in der Kreuzung befindlichen Fahrzeugen (Querverkehr) das Räumen des Kreuzungsbereichs zu ermöglichen. Ergänzend ist noch darauf hinzuweisen, dass der Sachverständige Dipl.-Ing. ... auch mit technischen Methoden nicht aufklären konnte, ob der Fahrer des klägerischen Fahrzeugs vor seinem Start bereits erkennen konnte, dass das Beklagtenfahrzeug über die zweite Haltelinie hinweg in die ... abbiegen wird, oder nicht: Zu dem Zeitpunkt, als das klägerische Fahrzeug von seiner Haltelinie startete, war das Beklagtenfahrzeug noch 24,1 bis 44,4 Meter vom Kollisionsort entfernt, befand sich mithin entweder noch 15,9 Meter vor oder bis 4,4 Meter nach der zweiten Haltelinie, so dass – zeitlich gesehen unter Zugrundelegung der genannten Prämissen das Beklagtenfahrzeug 0,5 Sekunden vor bis spätestens 1,5 Sekunden nach dem klägerischen Fahrzeug über die zweite Haltelinie fuhr. Den plausibel und nachvollziehbar dargestellten Ausführungen des dem Gericht aus einer Vielzahl von Verfahren als fachkundig und sorgfältig arbeitend bekannten Sachverständigen schließt sich das Gericht vollumfänglich an.

Dass indes von keinem sog. Kreuzugsräumungsfall auszugehen ist, weil die Beklagte zu 1) bei Rotlicht in die Kreuzung eingefahren ist, was insoweit durch die Klägerin zu beweisen wäre, steht nicht zur Überzeugung des Gerichts fest. Wie bereits ausgeführt wurde, kommt der Sachverständige Dipl.-Ing. ... zu dem Ergebnis, dass das Grünlicht der Lichtzeichenanlage an der ... (Signal 03) am Unfalltag verkehrsabhängig gesteuert war und die Dauer der Grünphase nicht mehr retrospektiv rekonstruierbar ist. Angesichts der Fahrtstrecke von der (ersten) Haltelinie an der ... bis zur (zweiten) Haltelinie von 50 Metern, für die bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h sich eine Fahrzeit von etwa 5 Sekunden ergäbe, und angesichts des Zeitversatzes zwischen dem Signalwechsel der (ersten) Ampel an der ... auf Rotlicht und dem Signalwechsel an der (zweiten) Ampel auf Rotlicht von nur einer Sekunde beträgt, hielt es der Sachverständige Dipl.-Ing. ... zwar für technisch möglich, dass die Beklagte zu 1) von der ... noch bei Grünlicht eingefahren war, aber an der zweiten Ampel bereits Rotlicht hatte. Gleichermaßen technisch plausibel war es aber auch Sachverständigensicht, dass bei einem Überfahren der Haltelinie an der ... in einem frühen Verlauf der Grünphase sowohl an der ersten als auch an der (zweiten) Ampel jeweils bei Grünlicht die Haltelinie zu überfahren. Dass die Beklagte zu 1) an der zweiten Ampel das Grünlicht der Geradeausspuren als für ihre Fahrtrichtung maßgeblich erachtete, während die Ampel für die Linksabbiegerspur bereits Rotlicht zeigte, erscheint zwar durchaus möglich, ist aber gerade nicht beweissicher festzustellen.

Nichts anderes ergibt sich aus Sicht des Gerichts durch die weiteren Feststellungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. ... aus der Verknüpfung der Schaltzustände der Lichtzeichenanlage mit den Fahrzeiten der beiden unfallbeteiligten Fahrzeuge: Zwar müsste bei Unterstellung eines Anfahrens des klägerischen Fahrzeugs gleichzeitig mit dem Umschalten der für ihn gültigen Ampel auf Grünlicht das Beklagtenfahrzeug nach 2,5 bis 4,5 Sekunden Rotlicht die für die Beklagte zu 1) gültige Haltelinie der (zweiten) Ampel (Signal 09) überfahren haben. Allerdings ist ein sofortiges i.S. eines zeitgleichen Anfahrens nicht möglich und eine Reaktions- und Anfahr- bzw. Beschleunigungszeit zu berücksichtigen. Das Reaktionsverhalten des Zeugen ... ist aus Sicht des Gerichts nicht zuverlässig feststellbar, und zwar ungeachtet des Umstands, dass es sich bei dem klägerischen Fahrzeug um ein solches mit sog. Start-Stop-Modus handelt und der Frage, ob Start-Stop-Automatik abstellbar ist und der Motor bereits dann wieder anspringen mag, wenn man den Fuß vom Bremspedal nimmt, ohne das Gaspedal zu betätigen, und ob die Start-Stop-Automatik am Unfalltag eingeschaltet war. Denn mangels Bekanntsein der kollisionsbedingten Endlagen und der Dokumentation von Unfallspuren auf der Fahrbahn ist der Unfallablauf technisch nicht aufklärbar. Soweit der Zeuge ... angeführt hat, dass seinem Empfinden nach der Zeuge ... „normal“ angefahren sei und der Anfahrvorgang etwa eine Reaktionssekunde nach dem Umschalten der Lichtzeichenanlage auf Grünlicht gewesen sein soll, ist dies lediglich eine nicht verifzierbare und daher mit Unsicherheiten behaftete Schätzung. Dasselbe würde für eine entsprechende Aussage des nicht persönlich einvernommenen Zeugen ... gelten. Insoweit folgt für das Gericht im Ergebnis auch nichts Abweichendes aus der alternativen Betrachtung des Sachverständigen Dipl.-Ing. ... und der von ihm genannten Möglichkeit, dass bei einem Überfahren des Beklagtenfahrzeugs noch am Ende der Gelbphase der Haltelinie an der zweiten Ampel das klägerische Fahrzeug 1,5 bis 3,5 Sekunden bzw. bei einem Durchfahren des Beklagtenfahrzeugs noch in der Grünphase (wegen der Hinzurechnung der drei Sekunden Gelbphase) das klägerische Fahrzeug 4,5 bis 7,5 Sekunden vor dem Umschalten seiner Ampel auf Grün gestartet sein. Vor dem Hintergrund, dass ein Umschalten von der Rotlicht auf ROT-GELB eine Sekunde später und von GELB auf GRÜN um eine weitere Sekunde erfolgt, erscheint es aufgrund dieses Zeitversatzes aus Sicht des Gerichts aufgrund der Lebenserfahrung im Bereich des Möglichen, dass ein Anfahren bereits vor der Anzeige des Grünlichts inititert wurde, der Zeuge ... als Beifahrer gleichwohl erst in einem Moment auf die Lichtzeichenanlage schaute, als diese bereits Grünlicht anzeigte.

Entscheidend ist aus Sicht des Gerichts letztlich, dass mangels Kenntnis der kollisionsbedingten Endlagen der unfallbeteiligten Fahrzeuge und daraus folgender Unkenntnis des genauen Kollisionsort und etwaiger Unfallspuren auf der Fahrbahn und der dargestelten Unwägbarkeiten der Grünphase der Ampelschaltung an der ... weg-/zeitlich dem Sachverständigen Dipl.-Ing. ... gerade keine beweissicheren Aussagen möglich waren, sondern lediglich eine Prüfung der technischen Plausibilität des wechselseitigen Vorbringens erfolgen konnte. Maßgeblich ist insoweit, dass der Sachverständige Dipl.-Ing. ... die Angaben der Beklagten zu 1) und des Zeugen ... zumindest technisch als möglich und nachvollziehbar wertete. Das Gericht hat weder von der Richtigkeit oder Unwahrheit der Aussage der Beklagten zu 1) noch von der des Zeugen ... überzeugen können, insbesondere mangels weiterer objektiver Anhaltspunkte. Dabei hat das Gericht gesehen, dass das zunächst gegen die Beklagte zu 1) geführte Bußgeldverfahren wegen eines Rotlichtverstoßes auf ihren Einspruch hin eingestellt wurde. Gleichermaßen lässt das Gericht auch nicht unberücksichtigt, dass sich die Angaben des Zeugen ... nicht nur mit seinen Angaben decken, die er bereits im Rahmen des Ordnungswidrigkeitsverfahren gegenüber der Polizei als Zeuge machte, sondern auch mit den Angaben des im Streitfall nicht persönlich einvernommenen Zeugen ... die dieser eigens zunächst als Zeugen und sodann als Betroffner gegenüber der Polizei gemacht hat, in Einklang stehen. Zu sehen ist aber auch, dass der Zeuge ... nicht als unbeteiligter Unfallzeuge gelten kann, weil er ein Freund des Zeugen ... ist, freilich ohne dass dieser Umstand für sich die Glaubhaftigkeit der Aussage erhöhen oder schmälern würde. Die polizeilichen Angaben des Zeugen ... hat das Gericht im Wege des Urkundenbeweises bei seiner Würdigung berücksichtigt. Dabei ist insbesondere zu sehen, dass der Zeuge ... selbst in seinem Entschuldigungschreiben an das Gericht vom 08.08.2016 mitgeteilt hat, dass er sich auf diese schriftlichen Angaben ausdrücklich bezieht. Die Verwertung seiner früheren Angaben gegenüber der Polizei war auch zulässig, denn während § 250 StPO vorgibt, dass wenn der Beweis einer Tatsache auf der Wahrnehmung einer Person beruht, diese in der Hauptverhandlung zu vernehmen ist und die Vernehmung nicht durch Verlesung des über eine frühere Vernehmung aufgenommenen Protokolls oder einer schriftlichen Erklärung ersetzt werden darf, existiert eine solche Regelung in der ZPO gerade nicht. Umgekehrt bestimmt sogar § 377 Abs. 3 ZPO ausdrücklich, dass das Gericht eine schriftliche Beantwortung der Beweisfrage anordnen kann, wenn es dies im Hinblick auf den Inhalt der Beweisfrage und die Person des Zeugen für ausreichend erachtet, so dass eine Beweiswürdigung sogar von Gesetzes wegen aufgrund einer privatschriftlichen Erklärung eines Zeugen möglich ist. Daher dürfen auch schriftliche Erklärungen, gleich ob sie schriftlich fixiert oder polizeilich oder gerichtlich protokolliert wurden, im Wege des Urkundenbeweises beigebracht werden, die als Urkunden der freien Beweiswürdigung zugänglich sind (vgl. BGH, Urteil vom 13.02.2007, VI ZR 58/06). Schließlich ist das Gericht auch davon überzeugt, dass auch eine persönliche Einvernahme des Zeugen ... keine abweichende Beurteilung hinsichtlich der Aufklärbarkeit des Unfallgeschehens bzw. des Nachweises eines Rotlichtverstoßes durch die Beklagte zu 1) ergäben hätte. Denn selbst wenn dieser seine Angaben, die er seinerzeit gegenüber der Polizei gemacht hat, persönlich bestätigen würde, ändert sich aus Sicht des Gerichts das Beweisergebnis gerade nicht. Die Frage der Glaubhaftigkeit der Aussage der Beklagten zu 1) würde sich dadurch nicht ändern. Warum die Glaubwürdigkeit der Beklagten zu 1) durch die Angaben des Zeugen ... beeinflusst werden soll, hat die Klägerin schon nicht konkret vorgetragen. Diese wird aus Sicht des Gerichts auch dadurch nicht in Frage gestellt werden, wenn der Zeuge ... seine eigenen früheren Angaben und die des Zeugen ... persönlich bestätigen würde. Dem Antrag der Klägerin auf eine persönliche Einvernahme des Zeugen ... war aus den genannten Gründen daher nicht nachzukommen (vgl. BGH, Urteil vom 13.02.2007, VI ZR 58/06).

b) Wegen § 17 Abs. 2, Abs. 1 StVG ist angesichts einer Schadensentstehung zwischen mehreren Fahrzeugen eine Abwägung der Verursachungs- und Verschuldenbeiträge der unfallbeteiligten Fahrer unter Berücksichtigung der jeweils von den Fahrzeugen ausgehenden Betriebsgefahren vorzunehmen. Klarzustellen ist dabei, dass auch insoweit nur solche Umstände berücksichtigt werden dürfen, die sich auf die Schadensentstehung tatsächlich ausgewirkt haben, wobei jede Partei die Umstände beweisen muss, die zu Ungunsten der Gegenpartei berücksichtigt werden sollen (vgl. OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az. 10 U 3150/10, m.w.N.). Im Streitfall führt eine solche Abwägung aber aus Sicht des Gerichts nicht etwa zu einer Allein- oder (überwiegenden) Haftung der Beklagten zu 1), sondern es ist, weil der genaue Hergang des Unfalls und damit auch der der Beklagte zu 1) vorgeworfene Rotlichtverstoß letztlich unaufklärbar geblieben sind, eine hälftige Haftungsverteilung unter Berücksichtigung der Betriebsgefahr anzunehmen.

Die Beklagte zu 2) hat vorgerichtlich die geltend gemachten Schäden, deren Höhe zwischen den Parteien unstreitig gewesen ist, auf einer Haftungsquote von 50:50 reguliert; weitergehende Ansprüche stehen der Klägerin nicht zu.

II.

Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 Abs. 1 S. 1 ZPO.

Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus § 708 Nr. 11 Var. 2 ZPO, die Abwendungsbefugnis der Klägerin aus §§ 711 S. 1, S. 2, 709 S. 2 ZPO.

III.

Die Streitwertfestsetzung folgt aus §§ 3, 4 Abs. 1, 5 Hs. 1 ZPO i.V.m. §§ 48 Abs. 1 S. 1, 43 Abs. 1, 39 Abs. 1, 40 GKG.

Urteilsbesprechung zu Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16

Urteilsbesprechungen zu Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16

Referenzen - Gesetze

Gesetz über den Lastenausgleich


Lastenausgleichsgesetz - LAG

Zivilprozessordnung - ZPO | § 91 Grundsatz und Umfang der Kostenpflicht


(1) Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. Die Kostenerstattung um

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 823 Schadensersatzpflicht


(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. (2) Di
Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16 zitiert 19 §§.

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Zivilprozessordnung - ZPO | § 711 Abwendungsbefugnis


In den Fällen des § 708 Nr. 4 bis 11 hat das Gericht auszusprechen, dass der Schuldner die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung abwenden darf, wenn nicht der Gläubiger vor der Vollstreckung Sicherheit leistet. § 709 Satz 2 gilt e

Zivilprozessordnung - ZPO | § 286 Freie Beweiswürdigung


(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei.

Straßenverkehrsgesetz - StVG | § 7 Haftung des Halters, Schwarzfahrt


(1) Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. (2) D

Straßenverkehrsgesetz - StVG | § 17 Schadensverursachung durch mehrere Kraftfahrzeuge


(1) Wird ein Schaden durch mehrere Kraftfahrzeuge verursacht und sind die beteiligten Fahrzeughalter einem Dritten kraft Gesetzes zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so hängt im Verhältnis der Fahrzeughalter zueinander die Verpflichtung zum Ersatz

Gerichtskostengesetz - GKG 2004 | § 48 Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten


(1) In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten richten sich die Gebühren nach den für die Zuständigkeit des Prozessgerichts oder die Zulässigkeit des Rechtsmittels geltenden Vorschriften über den Wert des Streitgegenstands, soweit nichts anderes bestimmt i

Versicherungsvertragsgesetz - VVG 2008 | § 115 Direktanspruch


(1) Der Dritte kann seinen Anspruch auf Schadensersatz auch gegen den Versicherer geltend machen, 1. wenn es sich um eine Haftpflichtversicherung zur Erfüllung einer nach dem Pflichtversicherungsgesetz bestehenden Versicherungspflicht handelt oder2.

Straßenverkehrsgesetz - StVG | § 18 Ersatzpflicht des Fahrzeugführers


(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursa

Straßenverkehrs-Ordnung - StVO 2013 | § 1 Grundregeln


(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. (2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 421 Gesamtschuldner


Schulden mehrere eine Leistung in der Weise, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur einmal zu fordern berechtigt ist (Gesamtschuldner), so kann der Gläubiger die Leistung nach seinem Belieben von j

Versicherungsvertragsgesetz - VVG 2008 | § 86 Übergang von Ersatzansprüchen


(1) Steht dem Versicherungsnehmer ein Ersatzanspruch gegen einen Dritten zu, geht dieser Anspruch auf den Versicherer über, soweit der Versicherer den Schaden ersetzt. Der Übergang kann nicht zum Nachteil des Versicherungsnehmers geltend gemacht werd

Straßenverkehrs-Ordnung - StVO 2013 | § 8 Vorfahrt


(1) An Kreuzungen und Einmündungen hat die Vorfahrt, wer von rechts kommt. Das gilt nicht, 1. wenn die Vorfahrt durch Verkehrszeichen besonders geregelt ist (Zeichen 205, 206, 301, 306) oder2. für Fahrzeuge, die aus einem Feld- oder Waldweg auf eine

Strafprozeßordnung - StPO | § 250 Grundsatz der persönlichen Vernehmung


Beruht der Beweis einer Tatsache auf der Wahrnehmung einer Person, so ist diese in der Hauptverhandlung zu vernehmen. Die Vernehmung darf nicht durch Verlesung des über eine frühere Vernehmung aufgenommenen Protokolls oder einer Erklärung ersetzt wer

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(1) Die Ladung der Zeugen ist von der Geschäftsstelle unter Bezugnahme auf den Beweisbeschluss auszufertigen und von Amts wegen mitzuteilen. Sie wird, sofern nicht das Gericht die Zustellung anordnet, formlos übermittelt. (2) Die Ladung muss enth

Straßenverkehrs-Ordnung - StVO 2013 | § 37 Wechsellichtzeichen, Dauerlichtzeichen und Grünpfeil


(1) Lichtzeichen gehen Vorrangregeln und Vorrang regelnden Verkehrszeichen vor. Wer ein Fahrzeug führt, darf bis zu 10 m vor einem Lichtzeichen nicht halten, wenn es dadurch verdeckt wird. (2) Wechsellichtzeichen haben die Farbfolge Grün – Gelb –

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Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16 zitiert oder wird zitiert von 1 Urteil(en).

Landgericht München I Endurteil, 11. Nov. 2016 - 17 O 3273/16 zitiert 1 Urteil(e) aus unserer Datenbank.

Bundesgerichtshof Urteil, 13. Feb. 2007 - VI ZR 58/06

bei uns veröffentlicht am 13.02.2007

BUNDESGERICHTSHOF IM NAMEN DES VOLKES URTEIL VI ZR 58/06 Verkündet am: 13. Februar 2007 Böhringer-Mangold, Justizamtsinspektorin als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle in dem Rechtsstreit Nachschlagewerk: ja BGHZ:

Referenzen

(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urteil sind die Gründe anzugeben, die für die richterliche Überzeugung leitend gewesen sind.

(2) An gesetzliche Beweisregeln ist das Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden.

(1) Steht dem Versicherungsnehmer ein Ersatzanspruch gegen einen Dritten zu, geht dieser Anspruch auf den Versicherer über, soweit der Versicherer den Schaden ersetzt. Der Übergang kann nicht zum Nachteil des Versicherungsnehmers geltend gemacht werden.

(2) Der Versicherungsnehmer hat seinen Ersatzanspruch oder ein zur Sicherung dieses Anspruchs dienendes Recht unter Beachtung der geltenden Form- und Fristvorschriften zu wahren und bei dessen Durchsetzung durch den Versicherer soweit erforderlich mitzuwirken. Verletzt der Versicherungsnehmer diese Obliegenheit vorsätzlich, ist der Versicherer zur Leistung insoweit nicht verpflichtet, als er infolgedessen keinen Ersatz von dem Dritten erlangen kann. Im Fall einer grob fahrlässigen Verletzung der Obliegenheit ist der Versicherer berechtigt, seine Leistung in einem der Schwere des Verschuldens des Versicherungsnehmers entsprechenden Verhältnis zu kürzen; die Beweislast für das Nichtvorliegen einer groben Fahrlässigkeit trägt der Versicherungsnehmer.

(3) Richtet sich der Ersatzanspruch des Versicherungsnehmers gegen eine Person, mit der er bei Eintritt des Schadens in häuslicher Gemeinschaft lebt, kann der Übergang nach Absatz 1 nicht geltend gemacht werden, es sei denn, diese Person hat den Schaden vorsätzlich verursacht.

(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursacht ist.

(2) Die Vorschrift des § 16 findet entsprechende Anwendung.

(3) Ist in den Fällen des § 17 auch der Führer eines Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so sind auf diese Verpflichtung in seinem Verhältnis zu den Haltern und Führern der anderen beteiligten Kraftfahrzeuge, zu dem Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer die Vorschriften des § 17 entsprechend anzuwenden.

(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

(2) Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalt des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein.

(1) Der Dritte kann seinen Anspruch auf Schadensersatz auch gegen den Versicherer geltend machen,

1.
wenn es sich um eine Haftpflichtversicherung zur Erfüllung einer nach dem Pflichtversicherungsgesetz bestehenden Versicherungspflicht handelt oder
2.
wenn über das Vermögen des Versicherungsnehmers das Insolvenzverfahren eröffnet oder der Eröffnungsantrag mangels Masse abgewiesen worden ist oder ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt worden ist oder
3.
wenn der Aufenthalt des Versicherungsnehmers unbekannt ist.
Der Anspruch besteht im Rahmen der Leistungspflicht des Versicherers aus dem Versicherungsverhältnis und, soweit eine Leistungspflicht nicht besteht, im Rahmen des § 117 Abs. 1 bis 4. Der Versicherer hat den Schadensersatz in Geld zu leisten. Der Versicherer und der ersatzpflichtige Versicherungsnehmer haften als Gesamtschuldner.

(2) Der Anspruch nach Absatz 1 unterliegt der gleichen Verjährung wie der Schadensersatzanspruch gegen den ersatzpflichtigen Versicherungsnehmer. Die Verjährung beginnt mit dem Zeitpunkt, zu dem die Verjährung des Schadensersatzanspruchs gegen den ersatzpflichtigen Versicherungsnehmer beginnt; sie endet jedoch spätestens nach zehn Jahren von dem Eintritt des Schadens an. Ist der Anspruch des Dritten bei dem Versicherer angemeldet worden, ist die Verjährung bis zu dem Zeitpunkt gehemmt, zu dem die Entscheidung des Versicherers dem Anspruchsteller in Textform zugeht. Die Hemmung, die Ablaufhemmung und der Neubeginn der Verjährung des Anspruchs gegen den Versicherer wirken auch gegenüber dem ersatzpflichtigen Versicherungsnehmer und umgekehrt.

Schulden mehrere eine Leistung in der Weise, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur einmal zu fordern berechtigt ist (Gesamtschuldner), so kann der Gläubiger die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu einem Teil fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben sämtliche Schuldner verpflichtet.

(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursacht ist.

(2) Die Vorschrift des § 16 findet entsprechende Anwendung.

(3) Ist in den Fällen des § 17 auch der Führer eines Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so sind auf diese Verpflichtung in seinem Verhältnis zu den Haltern und Führern der anderen beteiligten Kraftfahrzeuge, zu dem Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer die Vorschriften des § 17 entsprechend anzuwenden.

(1) Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.

(2) Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch höhere Gewalt verursacht wird.

(3) Benutzt jemand das Kraftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters, so ist er anstelle des Halters zum Ersatz des Schadens verpflichtet; daneben bleibt der Halter zum Ersatz des Schadens verpflichtet, wenn die Benutzung des Kraftfahrzeugs durch sein Verschulden ermöglicht worden ist. Satz 1 findet keine Anwendung, wenn der Benutzer vom Fahrzeughalter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt ist oder wenn ihm das Kraftfahrzeug vom Halter überlassen worden ist.

(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursacht ist.

(2) Die Vorschrift des § 16 findet entsprechende Anwendung.

(3) Ist in den Fällen des § 17 auch der Führer eines Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so sind auf diese Verpflichtung in seinem Verhältnis zu den Haltern und Führern der anderen beteiligten Kraftfahrzeuge, zu dem Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer die Vorschriften des § 17 entsprechend anzuwenden.

(1) Lichtzeichen gehen Vorrangregeln und Vorrang regelnden Verkehrszeichen vor. Wer ein Fahrzeug führt, darf bis zu 10 m vor einem Lichtzeichen nicht halten, wenn es dadurch verdeckt wird.

(2) Wechsellichtzeichen haben die Farbfolge Grün – Gelb – Rot – Rot und Gelb (gleichzeitig) – Grün. Rot ist oben, Gelb in der Mitte und Grün unten.

1.
An Kreuzungen bedeuten:

Grün: „Der Verkehr ist freigegeben“.

Er kann nach den Regeln des § 9 abbiegen, nach links jedoch nur, wenn er Schienenfahrzeuge dadurch nicht behindert.

Grüner Pfeil: „Nur in Richtung des Pfeils ist der Verkehr freigegeben“.

Ein grüner Pfeil links hinter der Kreuzung zeigt an, dass der Gegenverkehr durch Rotlicht angehalten ist und dass, wer links abbiegt, die Kreuzung in Richtung des grünen Pfeils ungehindert befahren und räumen kann.

Gelb ordnet an: „Vor der Kreuzung auf das nächste Zeichen warten“.

Keines dieser Zeichen entbindet von der Sorgfaltspflicht.

Rot ordnet an: „Halt vor der Kreuzung“.

Nach dem Anhalten ist das Abbiegen nach rechts auch bei Rot erlaubt, wenn rechts neben dem Lichtzeichen Rot ein Schild mit grünem Pfeil auf schwarzem Grund (Grünpfeil) angebracht ist. Durch das Zeichen
wird der Grünpfeil auf den Radverkehr beschränkt.
Wer ein Fahrzeug führt, darf nur aus dem rechten Fahrstreifen abbiegen. Soweit der Radverkehr die Lichtzeichen für den Fahrverkehr zu beachten hat, dürfen Rad Fahrende auch aus einem am rechten Fahrbahnrand befindlichen Radfahrstreifen oder aus straßenbegleitenden, nicht abgesetzten, baulich angelegten Radwegen abbiegen. Dabei muss man sich so verhalten, dass eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere des Fußgänger- und Fahrzeugverkehrs der freigegebenen Verkehrsrichtung, ausgeschlossen ist.
Schwarzer Pfeil auf Rot ordnet das Halten, schwarzer Pfeil auf Gelb das Warten nur für die angegebene Richtung an.

Ein einfeldiger Signalgeber mit Grünpfeil zeigt an, dass bei Rot für die Geradeaus-Richtung nach rechts abgebogen werden darf.
2.
An anderen Straßenstellen, wie an Einmündungen und an Markierungen für den Fußgängerverkehr, haben die Lichtzeichen entsprechende Bedeutung.
3.
Lichtzeichenanlagen können auf die Farbfolge Gelb-Rot beschränkt sein.
4.
Für jeden von mehreren markierten Fahrstreifen (Zeichen 295, 296 oder 340) kann ein eigenes Lichtzeichen gegeben werden. Für Schienenbahnen können besondere Zeichen, auch in abweichenden Phasen, gegeben werden; das gilt auch für Omnibusse des Linienverkehrs und nach dem Personenbeförderungsrecht mit dem Schulbus-Zeichen zu kennzeichnende Fahrzeuge des Schüler- und Behindertenverkehrs, wenn diese einen vom übrigen Verkehr freigehaltenen Verkehrsraum benutzen; dies gilt zudem für Krankenfahrzeuge, Fahrräder, Taxen und Busse im Gelegenheitsverkehr, soweit diese durch Zusatzzeichen dort ebenfalls zugelassen sind.
5.
Gelten die Lichtzeichen nur für zu Fuß Gehende oder nur für Rad Fahrende, wird das durch das Sinnbild „Fußgänger“ oder „Radverkehr“ angezeigt. Für zu Fuß Gehende ist die Farbfolge Grün-Rot-Grün; für Rad Fahrende kann sie so sein. Wechselt Grün auf Rot, während zu Fuß Gehende die Fahrbahn überschreiten, haben sie ihren Weg zügig fortzusetzen.
6.
Wer ein Rad fährt, hat die Lichtzeichen für den Fahrverkehr zu beachten. Davon abweichend sind auf Radverkehrsführungen die besonderen Lichtzeichen für den Radverkehr zu beachten. An Lichtzeichenanlagen mit Radverkehrsführungen ohne besondere Lichtzeichen für Rad Fahrende müssen Rad Fahrende bis zum 31. Dezember 2016 weiterhin die Lichtzeichen für zu Fuß Gehende beachten, soweit eine Radfahrerfurt an eine Fußgängerfurt grenzt.

(3) Dauerlichtzeichen über einem Fahrstreifen sperren ihn oder geben ihn zum Befahren frei.

Rote gekreuzte Schrägbalken ordnen an:

„Der Fahrstreifen darf nicht benutzt werden“.

Ein grüner, nach unten gerichteter Pfeil bedeutet:

„Der Verkehr auf dem Fahrstreifen ist freigegeben“.

Ein gelb blinkender, schräg nach unten gerichteter Pfeil ordnet an:

„Fahrstreifen in Pfeilrichtung wechseln“.

(4) Wo Lichtzeichen den Verkehr regeln, darf nebeneinander gefahren werden, auch wenn die Verkehrsdichte das nicht rechtfertigt.

(5) Wer ein Fahrzeug führt, darf auf Fahrstreifen mit Dauerlichtzeichen nicht halten.

(1) An Kreuzungen und Einmündungen hat die Vorfahrt, wer von rechts kommt. Das gilt nicht,

1.
wenn die Vorfahrt durch Verkehrszeichen besonders geregelt ist (Zeichen 205, 206, 301, 306) oder
2.
für Fahrzeuge, die aus einem Feld- oder Waldweg auf eine andere Straße kommen.

(1a) Ist an der Einmündung in einen Kreisverkehr Zeichen 215 (Kreisverkehr) unter dem Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) angeordnet, hat der Verkehr auf der Kreisfahrbahn Vorfahrt. Bei der Einfahrt in einen solchen Kreisverkehr ist die Benutzung des Fahrtrichtungsanzeigers unzulässig.

(2) Wer die Vorfahrt zu beachten hat, muss rechtzeitig durch sein Fahrverhalten, insbesondere durch mäßige Geschwindigkeit, erkennen lassen, dass gewartet wird. Es darf nur weitergefahren werden, wenn übersehen werden kann, dass wer die Vorfahrt hat, weder gefährdet noch wesentlich behindert wird. Kann das nicht übersehen werden, weil die Straßenstelle unübersichtlich ist, so darf sich vorsichtig in die Kreuzung oder Einmündung hineingetastet werden, bis die Übersicht gegeben ist. Wer die Vorfahrt hat, darf auch beim Abbiegen in die andere Straße nicht wesentlich durch den Wartepflichtigen behindert werden.

(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursacht ist.

(2) Die Vorschrift des § 16 findet entsprechende Anwendung.

(3) Ist in den Fällen des § 17 auch der Führer eines Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so sind auf diese Verpflichtung in seinem Verhältnis zu den Haltern und Führern der anderen beteiligten Kraftfahrzeuge, zu dem Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer die Vorschriften des § 17 entsprechend anzuwenden.

(1) Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.

(2) Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch höhere Gewalt verursacht wird.

(3) Benutzt jemand das Kraftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters, so ist er anstelle des Halters zum Ersatz des Schadens verpflichtet; daneben bleibt der Halter zum Ersatz des Schadens verpflichtet, wenn die Benutzung des Kraftfahrzeugs durch sein Verschulden ermöglicht worden ist. Satz 1 findet keine Anwendung, wenn der Benutzer vom Fahrzeughalter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt ist oder wenn ihm das Kraftfahrzeug vom Halter überlassen worden ist.

(1) In den Fällen des § 7 Abs. 1 ist auch der Führer des Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens nach den Vorschriften der §§ 8 bis 15 verpflichtet. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden nicht durch ein Verschulden des Führers verursacht ist.

(2) Die Vorschrift des § 16 findet entsprechende Anwendung.

(3) Ist in den Fällen des § 17 auch der Führer eines Kraftfahrzeugs zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so sind auf diese Verpflichtung in seinem Verhältnis zu den Haltern und Führern der anderen beteiligten Kraftfahrzeuge, zu dem Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer die Vorschriften des § 17 entsprechend anzuwenden.

(1) Wird ein Schaden durch mehrere Kraftfahrzeuge verursacht und sind die beteiligten Fahrzeughalter einem Dritten kraft Gesetzes zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so hängt im Verhältnis der Fahrzeughalter zueinander die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist.

(2) Wenn der Schaden einem der beteiligten Fahrzeughalter entstanden ist, gilt Absatz 1 auch für die Haftung der Fahrzeughalter untereinander.

(3) Die Verpflichtung zum Ersatz nach den Absätzen 1 und 2 ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wird, das weder auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs noch auf einem Versagen seiner Vorrichtungen beruht. Als unabwendbar gilt ein Ereignis nur dann, wenn sowohl der Halter als auch der Führer des Kraftfahrzeugs jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat. Der Ausschluss gilt auch für die Ersatzpflicht gegenüber dem Eigentümer eines Kraftfahrzeugs, der nicht Halter ist.

(4) Die Vorschriften der Absätze 1 bis 3 sind entsprechend anzuwenden, wenn der Schaden durch ein Kraftfahrzeug und ein Tier oder durch ein Kraftfahrzeug und eine Eisenbahn verursacht wird.

(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urteil sind die Gründe anzugeben, die für die richterliche Überzeugung leitend gewesen sind.

(2) An gesetzliche Beweisregeln ist das Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden.

(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

(1) Lichtzeichen gehen Vorrangregeln und Vorrang regelnden Verkehrszeichen vor. Wer ein Fahrzeug führt, darf bis zu 10 m vor einem Lichtzeichen nicht halten, wenn es dadurch verdeckt wird.

(2) Wechsellichtzeichen haben die Farbfolge Grün – Gelb – Rot – Rot und Gelb (gleichzeitig) – Grün. Rot ist oben, Gelb in der Mitte und Grün unten.

1.
An Kreuzungen bedeuten:

Grün: „Der Verkehr ist freigegeben“.

Er kann nach den Regeln des § 9 abbiegen, nach links jedoch nur, wenn er Schienenfahrzeuge dadurch nicht behindert.

Grüner Pfeil: „Nur in Richtung des Pfeils ist der Verkehr freigegeben“.

Ein grüner Pfeil links hinter der Kreuzung zeigt an, dass der Gegenverkehr durch Rotlicht angehalten ist und dass, wer links abbiegt, die Kreuzung in Richtung des grünen Pfeils ungehindert befahren und räumen kann.

Gelb ordnet an: „Vor der Kreuzung auf das nächste Zeichen warten“.

Keines dieser Zeichen entbindet von der Sorgfaltspflicht.

Rot ordnet an: „Halt vor der Kreuzung“.

Nach dem Anhalten ist das Abbiegen nach rechts auch bei Rot erlaubt, wenn rechts neben dem Lichtzeichen Rot ein Schild mit grünem Pfeil auf schwarzem Grund (Grünpfeil) angebracht ist. Durch das Zeichen
wird der Grünpfeil auf den Radverkehr beschränkt.
Wer ein Fahrzeug führt, darf nur aus dem rechten Fahrstreifen abbiegen. Soweit der Radverkehr die Lichtzeichen für den Fahrverkehr zu beachten hat, dürfen Rad Fahrende auch aus einem am rechten Fahrbahnrand befindlichen Radfahrstreifen oder aus straßenbegleitenden, nicht abgesetzten, baulich angelegten Radwegen abbiegen. Dabei muss man sich so verhalten, dass eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere des Fußgänger- und Fahrzeugverkehrs der freigegebenen Verkehrsrichtung, ausgeschlossen ist.
Schwarzer Pfeil auf Rot ordnet das Halten, schwarzer Pfeil auf Gelb das Warten nur für die angegebene Richtung an.

Ein einfeldiger Signalgeber mit Grünpfeil zeigt an, dass bei Rot für die Geradeaus-Richtung nach rechts abgebogen werden darf.
2.
An anderen Straßenstellen, wie an Einmündungen und an Markierungen für den Fußgängerverkehr, haben die Lichtzeichen entsprechende Bedeutung.
3.
Lichtzeichenanlagen können auf die Farbfolge Gelb-Rot beschränkt sein.
4.
Für jeden von mehreren markierten Fahrstreifen (Zeichen 295, 296 oder 340) kann ein eigenes Lichtzeichen gegeben werden. Für Schienenbahnen können besondere Zeichen, auch in abweichenden Phasen, gegeben werden; das gilt auch für Omnibusse des Linienverkehrs und nach dem Personenbeförderungsrecht mit dem Schulbus-Zeichen zu kennzeichnende Fahrzeuge des Schüler- und Behindertenverkehrs, wenn diese einen vom übrigen Verkehr freigehaltenen Verkehrsraum benutzen; dies gilt zudem für Krankenfahrzeuge, Fahrräder, Taxen und Busse im Gelegenheitsverkehr, soweit diese durch Zusatzzeichen dort ebenfalls zugelassen sind.
5.
Gelten die Lichtzeichen nur für zu Fuß Gehende oder nur für Rad Fahrende, wird das durch das Sinnbild „Fußgänger“ oder „Radverkehr“ angezeigt. Für zu Fuß Gehende ist die Farbfolge Grün-Rot-Grün; für Rad Fahrende kann sie so sein. Wechselt Grün auf Rot, während zu Fuß Gehende die Fahrbahn überschreiten, haben sie ihren Weg zügig fortzusetzen.
6.
Wer ein Rad fährt, hat die Lichtzeichen für den Fahrverkehr zu beachten. Davon abweichend sind auf Radverkehrsführungen die besonderen Lichtzeichen für den Radverkehr zu beachten. An Lichtzeichenanlagen mit Radverkehrsführungen ohne besondere Lichtzeichen für Rad Fahrende müssen Rad Fahrende bis zum 31. Dezember 2016 weiterhin die Lichtzeichen für zu Fuß Gehende beachten, soweit eine Radfahrerfurt an eine Fußgängerfurt grenzt.

(3) Dauerlichtzeichen über einem Fahrstreifen sperren ihn oder geben ihn zum Befahren frei.

Rote gekreuzte Schrägbalken ordnen an:

„Der Fahrstreifen darf nicht benutzt werden“.

Ein grüner, nach unten gerichteter Pfeil bedeutet:

„Der Verkehr auf dem Fahrstreifen ist freigegeben“.

Ein gelb blinkender, schräg nach unten gerichteter Pfeil ordnet an:

„Fahrstreifen in Pfeilrichtung wechseln“.

(4) Wo Lichtzeichen den Verkehr regeln, darf nebeneinander gefahren werden, auch wenn die Verkehrsdichte das nicht rechtfertigt.

(5) Wer ein Fahrzeug führt, darf auf Fahrstreifen mit Dauerlichtzeichen nicht halten.

Beruht der Beweis einer Tatsache auf der Wahrnehmung einer Person, so ist diese in der Hauptverhandlung zu vernehmen. Die Vernehmung darf nicht durch Verlesung des über eine frühere Vernehmung aufgenommenen Protokolls oder einer Erklärung ersetzt werden.

(1) Die Ladung der Zeugen ist von der Geschäftsstelle unter Bezugnahme auf den Beweisbeschluss auszufertigen und von Amts wegen mitzuteilen. Sie wird, sofern nicht das Gericht die Zustellung anordnet, formlos übermittelt.

(2) Die Ladung muss enthalten:

1.
die Bezeichnung der Parteien;
2.
den Gegenstand der Vernehmung;
3.
die Anweisung, zur Ablegung des Zeugnisses bei Vermeidung der durch das Gesetz angedrohten Ordnungsmittel in dem nach Zeit und Ort zu bezeichnenden Termin zu erscheinen.

(3) Das Gericht kann eine schriftliche Beantwortung der Beweisfrage anordnen, wenn es dies im Hinblick auf den Inhalt der Beweisfrage und die Person des Zeugen für ausreichend erachtet. Der Zeuge ist darauf hinzuweisen, dass er zur Vernehmung geladen werden kann. Das Gericht ordnet die Ladung des Zeugen an, wenn es dies zur weiteren Klärung der Beweisfrage für notwendig erachtet.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VI ZR 58/06 Verkündet am:
13. Februar 2007
Böhringer-Mangold,
Justizamtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
Die Schilderung, die ein Zeuge über den Hergang eines Verkehrsunfalls gegenüber
dem Haftpflichtversicherer eines der Unfallbeteiligten abgegeben hat, kann im Haftpflichtprozess
nicht im Wege des Zeugenbeweises, wohl aber im Wege des Urkundenbeweises
verwertet werden.
Beim Zusammenstoß zwischen einem nach links abbiegenden und einem in Gegenrichtung
geradeaus fahrenden Kraftfahrzeug kann für das Verschulden des Abbiegenden
der Anscheinsbeweis sprechen.
BGH, Urteil vom 13. Februar 2007 - VI ZR 58/06 - LG München I
AG München
Der VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 13. Februar 2007 durch die Vizepräsidentin Dr. Müller, den Richter
Dr. Greiner, die Richterin Diederichsen und die Richter Pauge und Zoll

für Recht erkannt:
Die Revision gegen das Urteil der 19. Zivilkammer des Landgerichts München I vom 19. Januar 2006 wird auf Kosten des Klägers zurückgewiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

1
Der Kläger macht gegen den Beklagten zu 1 als Halter und Fahrer eines PKW und die Beklagte zu 2 als dessen Kraftfahrzeughaftpflichtversicherer Ansprüche auf Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 24. November 2004 geltend. Der Pkw des Klägers, der im Bereich einer ampelgeregelten Kreuzung nach links in eine Seitenstraße abbiegen wollte, stieß dabei mit dem in der Gegenrichtung geradeaus fahrenden PKW des Beklagten zu 1 zusammen. Zwischen den Parteien ist streitig, ob der Beklagte zu 1 auf den verkehrsbedingt im Kreuzungsbereich haltenden PKW des Klägers auffuhr oder ob der Kläger unter Missachtung des Rotlichts in den Kreuzungsbereich und die Fahrspur des Beklagten zu 1 eingefahren ist.
2
Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Zur Begründung hat es u.a. ausgeführt, der Kläger habe den Unfall verschuldet, weil er das Vorfahrtsrecht des Beklagten zu 1 verletzt habe. Die Richtigkeit seiner Unfallschilderung habe er wegen fehlender Beweismittel nicht nachweisen können. Darüber hinaus werde die Unfallschilderung der Beklagten durch den Zeugen V. bestätigt, der gegenüber der Beklagten zu 2 angegeben habe, der Kläger sei auf der inneren Linksabbiegespur in die Kreuzung eingefahren, obwohl die für diese Fahrtrichtung geltenden Ampeln auf rot gestanden hätten, während lediglich die für den Geradeausverkehr geltenden Ampeln auf Grünlicht geschaltet gewesen seien, wodurch sich der Kläger offensichtlich habe irritieren lassen. Der Verursachungsbeitrag des Beklagten zu 1 trete hinter dem schuldhaften Fahrfehler des Klägers zurück.
3
Das Berufungsgericht hat die dagegen gerichtete Berufung des Klägers zurückgewiesen. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt der Kläger seinen Klageantrag weiter.

Entscheidungsgründe:

I.

4
Nach Auffassung des Berufungsgerichts liegen die vom Kläger mit seiner Berufung gerügten Verfahrensfehler des Amtsgerichts nicht vor. Es habe die schriftliche Aussage des Zeugen V. im Wege des Urkundenbeweises verwerten dürfen. Der Zeuge sei von der Beklagtenpartei angeboten worden, die sich mit der Verwertung der schriftlichen Aussage einverstanden erklärt habe. Trotz eines Hinweises des Amtsgerichts auf die Beweispflicht des Klägers habe dieser den Zeugen V. nicht benannt. Auch in dem nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 22. Juli 2005, der wohl auch als verspätet anzusehen sei, sei lediglich erklärt worden, der schriftlichen Verwertung der Aussage werde nicht zugestimmt. Dies sei nicht als Beweisantrag zu werten. Soweit das Amtsgericht sich auf Auskünfte der Polizei und eine durch diese erfolgte Verwarnung des Klägers bezogen habe, sei dies nicht Grundlage für die Verurteilung. Selbst wenn dem Kläger der von den Beklagten vorgelegte Tagebuchauszug der Polizei nicht bekannt gegeben worden sei, habe er dadurch keinen Nachteil erlitten, weil sich das Amtsgericht darauf nicht zum Nachteil des Klägers stütze. Die in der Berufungsinstanz als Zeugen benannten Polizeibeamten seien nicht zu hören, da sie den Unfall nicht gesehen hätten und ihre eventuell auf den Angaben der Unfallbeteiligten beruhende Ansicht, der Kläger sei (nicht) zu verwarnen, für die zivilrechtliche Beurteilung nicht maßgebend sei. Das Amtsgericht habe den Kläger deutlich auf seine Beweispflicht hingewiesen, ohne dass dieser einen Schriftsatznachlass beantragt habe. Eine Gehörsverletzung oder eine Überraschungsentscheidung liege daher nicht vor. Die Würdigung der Aussage des Zeugen V. durch das Amtsgericht sei mit der Berufung nicht angreifbar. Dem in der Berufungsinstanz gestellten Antrag auf Einholung eines Sachverständigengutachtens sei nicht zu folgen. Ein Sachverständigengutachten könne den gegen den Kläger sprechenden Anscheinsbeweis nicht erschüttern. Ein Sachverständiger könne allenfalls klären, ob der PKW des Klägers bei dem Zusammenstoss gestanden habe, nicht aber wie lange.

II.

5
Das angefochtene Urteil hält den Angriffen der Revision im Ergebnis stand.
6
1. Da das Fahrzeug des Klägers bei dem Zusammenstoß mit dem Fahrzeug des Beklagten zu 1 durch dieses beschädigt wurde, kommt allerdings grundsätzlich ein Anspruch des Klägers aus § 7 Abs. 1 StVG und, soweit ein Verschulden des Beklagten zu 1 vorliegen sollte, aus § 823 Abs. 1 BGB in Betracht. Dass der Unfall durch höhere Gewalt (§ 7 Abs. 2 StVG) verursacht worden sei, wird von keiner Partei geltend gemacht. Ein Anspruch des Klägers ist deshalb nur ausgeschlossen, wenn der Unfallschaden von ihm durch ein für den Beklagten zu 1 unabwendbares Ereignis (§ 17 Abs. 3 Satz 1 StVG) oder jedenfalls ganz überwiegend verursacht bzw. verschuldet wurde, so dass der Verursachungsbeitrag des Beklagten zu 1 vernachlässigt werden kann (§ 17 Abs. 1 StVG, § 254 Abs. 1 BGB). Dafür, dass die Betriebsgefahr des PKW des Klägers durch dessen - ggfls. schuldhafte - Fahrweise gegenüber der des PKW des Beklagten wesentlich erhöht war und dass den Kläger an dem Unfall ein Verschulden trifft, sind grundsätzlich die Beklagten darlegungs- und beweispflichtig.
7
2. Das Amtsgericht und das Berufungsgericht gehen ersichtlich davon aus, dass die Beklagten diesen Beweis geführt haben, weil gegen den Kläger, der als Abbiegender mit einem Fahrzeug des Gegenverkehrs zusammengestoßen ist, der Anscheinsbeweis spricht und der Kläger diesen aus Mangel an Beweismitteln nicht entkräften kann. Dies lässt keinen Rechtsfehler erkennen.
8
Die Revision wendet sich nicht dagegen, dass das Berufungsgericht von einem gegen den Kläger sprechenden Anscheinsbeweis ausgeht. Das ist auch unter den Umständen des vorliegenden Falles nicht zu beanstanden. Nach § 9 Abs. 3 Satz 3 StVO muss, wer links abbiegen will, entgegenkommende Fahrzeuge durchfahren lassen. Der erkennende Senat hat bereits entschieden, dass der Linksabbieger, wenn er seiner hiernach bestehenden Wartepflicht nicht genügt und es deshalb zu einem Unfall kommt, in der Regel, wenn keine Besonderheiten vorliegen, in vollem Umfang oder doch zumindest zum größten Teil für die Unfallfolgen zu haften hat, weil an eine Verletzung des Vorfahrtrechts des geradeaus Fahrenden durch den Linksabbieger ein schwerer Schuldvorwurf anknüpft, wobei für das Verschulden des Abbiegenden der Anscheinsbeweis spricht (Senatsurteil vom 11. Januar 2005 - VI ZR 352/03 - VersR 2005, 702 f. m.w.N.).
9
Ein Sachverhalt, bei dem der Anscheinsbeweis nicht in Betracht kommt, liegt hier nicht vor. Zwar ist der Kreuzungsbereich mit Ampeln sowohl für den geradeaus fahrenden als auch für den abbiegenden Verkehr versehen. Bei solchen Fallgestaltungen kann ein Anscheinsbeweis ausscheiden, wenn die Unfallgegner darüber streiten, wer von ihnen bei grün in die Kreuzung eingefahren ist und wer das für ihn geltende Rotlicht missachtet hat (Senatsurteile vom 3. Dezember 1991 - VI ZR 98/91 - VersR 1992, 203 und vom 13. Februar 1996 - VI ZR 126/95 - VersR 1996, 513). Darum geht es hier jedoch nicht. Der Kläger bestreitet nicht, dass der Beklagte zu 1 bei grün in die Kreuzung eingefahren ist; er behauptet lediglich, dieser sei dabei aus Unaufmerksamkeit gegen das noch im Kreuzungsbereich befindliche Fahrzeug des Klägers gefahren. Nach den Feststellungen des Amtsgerichts und des Landgerichts ist unstreitig, dass sich der Kläger im Zeitpunkt des Zusammenstoßes bereits im Abbiegevorgang befand. Dies wird von der Revision auch nicht in Abrede gestellt. Insoweit liegt eine typische Fallgestaltung vor, bei der die Lebenserfahrung dafür spricht, dass der Abbiegende das Vorrecht des geradeaus Fahrenden missachtet hat und es dadurch zu dem Unfall gekommen ist.
10
3. Danach ist das Berufungsgericht jedenfalls im Ergebnis zutreffend davon ausgegangen, dass der Kläger den gegen ihn sprechenden Anscheinsbeweis zu entkräften hat, indem er Tatsachen vorträgt und gegebenenfalls beweist , aus denen sich die ernsthafte Möglichkeit eines abweichenden Geschehensablaufs ergibt (vgl. dazu etwa Senatsurteile vom 18. Oktober 1988 - VI ZR 223/87 - VersR 1989, 54, 55; vom 4. April 2006 - VI ZR 151/05 - VersR 2006 931, 932). Seine Auffassung, dass ein solcher Beweis nicht angetreten sei und auch nicht geführt werden könne, ist revisionsrechtlich letztlich nicht zu beanstanden.
11
a) Im Ergebnis verfahrensfehlerfrei nimmt das Berufungsgericht an, für den vom Kläger vorgetragenen Unfallverlauf sei kein tauglicher Zeugenbeweis angetreten. Dabei kann dahin stehen, ob das Amtsgericht oder das Berufungsgericht dem Vortrag des Klägers, die Unfallschilderung des Zeugen V. sei falsch und ihrer schriftlichen Verwertung werde widersprochen, entnehmen mussten, hilfsweise werde eine persönliche Vernehmung des Zeugen verlangt.
12
Die beweispflichtige Partei hat die Tatsachen zu bezeichnen, über welche die Vernehmung eines benannten Zeugen stattfinden soll (§ 373 ZPO). Ein tauglicher Beweisantritt liegt nur vor, wenn ein Zeuge zur Richtigkeit der Tatsachen benannt wird, die die beweispflichtige Partei zur Begründung ihres Anspruchs schlüssig bzw. zur Abwehr von Einwendungen der Gegenseite erheblich vorgetragen und die die Gegenpartei bestritten hat.
13
Ein dahin gehender Beweisantritt des Klägers ist nicht ersichtlich. Die Beklagten haben den Zeugen V. für die Richtigkeit ihrer Schilderung des Unfallverlaufs unter Hinweis auf seine schriftliche Äußerung gegenüber der Beklagten zu 2 benannt. Der Kläger hat mehrfach Ausführungen dazu gemacht, dass und warum die Äußerung des Zeugen V. unrichtig sei. Er hat indes nicht vorgetragen , der Zeuge V. könne und werde bekunden, dass seine, des Klägers Sachdarstellung richtig sei. Auch der Revisionsbegründung ist nicht zu entnehmen, dass der Zeuge V. bei einer Vernehmung durch den Tatrichter bekundet hätte, er habe sich bei seiner Äußerung gegenüber der Beklagten zu 2 geirrt und die Sachdarstellung des Klägers sei richtig. Unter diesen Umständen steht aber fest, dass der Kläger seine Schilderung des Unfallverlaufs durch den Zeugen V. nicht beweisen kann.
14
b) Auf die von der Revision problematisierte Frage, die dem Berufungsgericht möglicherweise auch Anlass zur Zulassung der Revision gegeben hat, ob und gegebenenfalls in welcher Richtung die schriftliche Äußerung des Zeugen V. vom Tatrichter verwertet werden durfte, kommt es deshalb für die Entscheidung des Rechtsstreits nicht an. Lediglich ergänzend sei insoweit bemerkt:
15
aa) Die Äußerung, die ein als Zeuge in Betracht kommender Beobachter eines Verkehrsunfalls gegenüber dem Haftpflichtversicherer eines der Unfallbeteiligten abgibt, ist selbstverständlich keine Zeugenaussage aus einem anderen gerichtlichen Verfahren. Gleichwohl ist eine solche Äußerung beweisrechtlich nicht stets wertlos.
16
In der Zivilprozessordnung besteht keine dem § 250 StPO entsprechende Regelung, wonach, wenn der Beweis einer Tatsache auf der Wahrnehmung einer Person beruht, diese in der Hauptverhandlung zu vernehmen ist und die Vernehmung nicht durch Verlesung des über eine frühere Vernehmung aufgenommenen Protokolls oder einer schriftlichen Erklärung ersetzt werden darf. Vielmehr bestimmt § 377 Abs. 3 ZPO ausdrücklich, dass das Gericht eine schriftliche Beantwortung der Beweisfrage anordnen kann, wenn es dies im Hinblick auf den Inhalt der Beweisfrage und die Person des Zeugen für ausreichend erachtet. Unter den durch die Vorschrift vorgegebenen Voraussetzungen ist also schon nach dem Gesetz eine Beweiswürdigung aufgrund der privatschriftlichen Erklärung eines Zeugen möglich.
17
Darüber hinaus kann der Beweisführer statt des Beweises durch Zeugen oder Sachverständige den Urkundenbeweis wählen. Auch eine Privaturkunde, die ein Zeugnis oder Gutachten ersetzen soll, kann im Wege des Urkundenbeweises beigebracht werden. Einer Zustimmung des Gegners bedarf die Führung des Urkundenbeweises nicht. Der Urkundenbeweis unterliegt der freien Beweiswürdigung. Ein zwingender positiver Beweiswert kommt der Urkunde nicht zu. Auch wird der Beweiswert der Urkunde oft gering sein, wenn sie die nicht in einem formellen Verfahren gewonnene, sondern gegenüber einer Partei gemachte Äußerung eines Zeugen wiedergibt (vgl. zu alledem z.B. MünchKomm -ZPO/Damrau, 2. Aufl., § 373 Rn. 20 f.; Stein/Jonas/Leipold, ZPO, 21. Aufl., § 284 Rn. 33 ff., jeweils m.w.N.).
18
bb) Nach diesen Maßstäben war es dem Tatrichter im vorliegenden Fall zumindest nicht verwehrt, auf die Äußerung des Zeugen V. zu verweisen, um dem Kläger zu verdeutlichen, dass der Beweis für seine Unfalldarstellung nicht zu führen sei. Darauf, ob die Vorinstanzen der Äußerung evtl. fehlerhaft eine darüber hinaus gehende prozessrechtliche Bedeutung zugemessen haben, kommt es in Anbetracht der vorstehend beschriebenen Beweislage nicht an. Insbesondere ist es unter den Umständen des vorliegenden Falles auch unerheblich , dass ein Zeuge, dessen Aussage schriftlich fixiert oder protokolliert ist, auf Antrag persönlich vernommen werden muss, wenn das Ergebnis der Beweisaufnahme von der Aussage abhängt (vgl. dazu etwa BGHZ 7, 116, 121 f.; Senatsurteil vom 30. November 1999 - VI ZR 207/98 - VersR 2000, 610, 612). Wie sich aus den vorstehenden Ausführungen ergibt, könnte der Kläger den ihm obliegenden Beweis der ernsthaften Möglichkeit eines abweichenden Geschehensablaufs auch dann nicht führen, wenn sich aufgrund einer persönlichen Vernehmung des Zeugen V. Zweifel an dessen schriftlicher Unfalldarstellung ergäben.
19
c) Auch die weiteren Verfahrensrügen der Revision greifen nicht durch.
20
aa) Soweit die Revision beanstandet, dass das Berufungsgericht die Vernehmung der im Berufungsverfahren benannten Polizeibeamten zu Unrecht abgelehnt habe, stellt sie nicht in Abrede, dass die Polizeibeamten den Unfall nicht beobachtet haben. Sie legt auch nicht dar, welche konkreten Aussagen die Unfallbeteiligten gegenüber den Polizeibeamten seinerzeit gemacht haben und inwieweit diese für die Erforschung des wahren Unfallhergangs von Bedeutung sein könnten. Der vom Kläger zu den Akten gereichten polizeilichen Auskunft vom 7. Dezember 2004 ist lediglich zu entnehmen, der Kläger sei noch bei Gelblicht in die Kreuzung eingefahren und aus ihr wegen des Gegenverkehrs, der inzwischen Grünlicht gehabt habe, nicht mehr heraus gekommen, sodann sei das Beklagtenfahrzeug gegen das Klägerfahrzeug gestoßen. Es kann un- terstellt werden, dass die Polizeibeamten an die Aufnahme des relativ unbedeutenden Unfalls auch noch nach Monaten oder Jahren eine ausreichend sichere Erinnerung gehabt und den Inhalt der Auskunft bestätigt hätten. Ausreichend sichere Anhaltspunkte für die Entkräftung des gegen den Kläger sprechenden Anscheinsbeweises ergäben sich aus einer solchen Aussage jedoch ersichtlich nicht.
21
bb) Die Revision lässt auch nicht erkennen, dass ein Sachverständigengutachten für den Kläger günstige Feststellungen ergeben könnte. Feststellungen zur Ampelschaltung sind schon deshalb unnötig, weil der Beklagte zu 1 im Unfallzeitpunkt unstreitig Grünlicht hatte. Dass eine Sicherung der Unfallspuren stattgefunden habe oder gutachterliche Feststellungen der Unfallbeschädigungen vorlägen, denen die näheren Umstände des Anstoßes der Fahrzeuge entnommen werden könnten, zeigt die Revision nicht konkret auf, ganz abgesehen davon, dass offenbar nicht geltend gemacht werden kann, derartige Umstände seien schon dem Tatrichter vorgetragen worden. Bei dieser Sachlage erscheint die Annahme des Berufungsgerichts, weitere Aufklärung könne von einem Sachverständigengutachten nicht erwartet werden, als geradezu einleuchtend.
22
cc) Angesichts all dessen erweist sich auch die Rüge der Revision, der Tatrichter habe seine richterliche Hinweispflicht verletzt, als unbegründet. Es ist nicht nachvollziehbar dargelegt, welche Hinweise und vor allem welche konkreten darauf reagierenden Anträge zur weiteren Prozessführung dem Kläger angesichts der dargestellten Beweislage über seine Beweisschwierigkeiten hätten hinweghelfen können.
23
4. Die den Entscheidungen der Vorinstanzen zugrunde liegende Auffassung , dass der Kläger den gesamten Schaden selbst zu tragen habe, wenn der Anscheinsbeweis nicht entkräftet ist, greift die Revision nicht an. Sie ist auch, wie bereits ausgeführt, nach der Rechtsprechung des erkennenden Senats rechtlich nicht zu beanstanden. Müller Greiner Diederichsen Pauge Zoll
Vorinstanzen:
AG München, Entscheidung vom 28.07.2005 - 331 C 14903/05 -
LG München I, Entscheidung vom 19.01.2006 - 19 S 17465/05 -

(1) Wird ein Schaden durch mehrere Kraftfahrzeuge verursacht und sind die beteiligten Fahrzeughalter einem Dritten kraft Gesetzes zum Ersatz des Schadens verpflichtet, so hängt im Verhältnis der Fahrzeughalter zueinander die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist.

(2) Wenn der Schaden einem der beteiligten Fahrzeughalter entstanden ist, gilt Absatz 1 auch für die Haftung der Fahrzeughalter untereinander.

(3) Die Verpflichtung zum Ersatz nach den Absätzen 1 und 2 ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wird, das weder auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs noch auf einem Versagen seiner Vorrichtungen beruht. Als unabwendbar gilt ein Ereignis nur dann, wenn sowohl der Halter als auch der Führer des Kraftfahrzeugs jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat. Der Ausschluss gilt auch für die Ersatzpflicht gegenüber dem Eigentümer eines Kraftfahrzeugs, der nicht Halter ist.

(4) Die Vorschriften der Absätze 1 bis 3 sind entsprechend anzuwenden, wenn der Schaden durch ein Kraftfahrzeug und ein Tier oder durch ein Kraftfahrzeug und eine Eisenbahn verursacht wird.

(1) Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. Die Kostenerstattung umfasst auch die Entschädigung des Gegners für die durch notwendige Reisen oder durch die notwendige Wahrnehmung von Terminen entstandene Zeitversäumnis; die für die Entschädigung von Zeugen geltenden Vorschriften sind entsprechend anzuwenden.

(2) Die gesetzlichen Gebühren und Auslagen des Rechtsanwalts der obsiegenden Partei sind in allen Prozessen zu erstatten, Reisekosten eines Rechtsanwalts, der nicht in dem Bezirk des Prozessgerichts niedergelassen ist und am Ort des Prozessgerichts auch nicht wohnt, jedoch nur insoweit, als die Zuziehung zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig war. Die Kosten mehrerer Rechtsanwälte sind nur insoweit zu erstatten, als sie die Kosten eines Rechtsanwalts nicht übersteigen oder als in der Person des Rechtsanwalts ein Wechsel eintreten musste. In eigener Sache sind dem Rechtsanwalt die Gebühren und Auslagen zu erstatten, die er als Gebühren und Auslagen eines bevollmächtigten Rechtsanwalts erstattet verlangen könnte.

(3) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne der Absätze 1, 2 gehören auch die Gebühren, die durch ein Güteverfahren vor einer durch die Landesjustizverwaltung eingerichteten oder anerkannten Gütestelle entstanden sind; dies gilt nicht, wenn zwischen der Beendigung des Güteverfahrens und der Klageerhebung mehr als ein Jahr verstrichen ist.

(4) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne von Absatz 1 gehören auch Kosten, die die obsiegende Partei der unterlegenen Partei im Verlaufe des Rechtsstreits gezahlt hat.

(5) Wurde in einem Rechtsstreit über einen Anspruch nach Absatz 1 Satz 1 entschieden, so ist die Verjährung des Anspruchs gehemmt, bis die Entscheidung rechtskräftig geworden ist oder der Rechtsstreit auf andere Weise beendet wird.

In den Fällen des § 708 Nr. 4 bis 11 hat das Gericht auszusprechen, dass der Schuldner die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung abwenden darf, wenn nicht der Gläubiger vor der Vollstreckung Sicherheit leistet. § 709 Satz 2 gilt entsprechend, für den Schuldner jedoch mit der Maßgabe, dass Sicherheit in einem bestimmten Verhältnis zur Höhe des auf Grund des Urteils vollstreckbaren Betrages zu leisten ist. Für den Gläubiger gilt § 710 entsprechend.

(1) In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten richten sich die Gebühren nach den für die Zuständigkeit des Prozessgerichts oder die Zulässigkeit des Rechtsmittels geltenden Vorschriften über den Wert des Streitgegenstands, soweit nichts anderes bestimmt ist. In Musterfeststellungsklagen nach Buch 6 der Zivilprozessordnung und in Rechtsstreitigkeiten aufgrund des Unterlassungsklagengesetzes darf der Streitwert 250 000 Euro nicht übersteigen.

(2) In nichtvermögensrechtlichen Streitigkeiten ist der Streitwert unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls, insbesondere des Umfangs und der Bedeutung der Sache und der Vermögens- und Einkommensverhältnisse der Parteien, nach Ermessen zu bestimmen. Der Wert darf nicht über eine Million Euro angenommen werden.

(3) Ist mit einem nichtvermögensrechtlichen Anspruch ein aus ihm hergeleiteter vermögensrechtlicher Anspruch verbunden, ist nur ein Anspruch, und zwar der höhere, maßgebend.