Vertragsarztrecht

Vertragsarztrecht

erstmalig veröffentlicht: 29.10.2010, letzte Fassung: 27.02.2024
beira.de Redaktion

1. Zulassung als Vertragsarzt

Die Zulassung als Vertragsarzt ist die Grundvoraussetzung, um gesetzlich versicherte Patienten behandeln und mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können. Sie wird von den Zulassungsausschüssen der Kassenärztlichen Vereinigungen erteilt und ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie etwa eine abgeschlossene Weiterbildung in einem Fachgebiet und den Nachweis der persönlichen Eignung.

 

2. Rechte und Pflichten von Vertragsärzten

Mit der Zulassung sind sowohl Rechte als auch Pflichten verbunden. Vertragsärzte haben das Recht, gesetzlich versicherte Patienten zu behandeln und ihre Leistungen mit den Krankenkassen abzurechnen. Gleichzeitig sind sie verpflichtet, die Regeln der vertragsärztlichen Versorgung einzuhalten, die unter anderem in der Zulassungsverordnung für Vertragsärzte, im Sozialgesetzbuch V und in den Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung festgelegt sind.

 

3. Vertragsarztrechtliche Vergütung

Die Vergütung vertragsärztlicher Leistungen ist im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) geregelt und erfolgt über die Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese leiten die von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlte Gesamtvergütung an die Vertragsärzte weiter. Die Vergütungssystematik ist komplex und unterliegt regelmäßigen Anpassungen.

 

4. Bedarfsplanung und Zulassungsbeschränkungen

Die Bedarfsplanung soll eine gleichmäßige, bedarfsgerechte ärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Sie bestimmt, in welchen Regionen und für welche Fachgebiete Zulassungen für Vertragsärzte erteilt werden können. In überversorgten Gebieten können Zulassungsbeschränkungen gelten.

 

5. Qualitätssicherung

Das Vertragsarztrecht enthält auch Vorschriften zur Qualitätssicherung der ärztlichen Tätigkeit. Vertragsärzte sind verpflichtet, an Maßnahmen zur Qualitätssicherung teilzunehmen und die Qualitätsstandards einzuhalten, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen und den gesetzlichen Krankenkassen festgelegt werden.

 

6. Wirtschaftlichkeitsprüfung

Vertragsärzte unterliegen der Pflicht zur wirtschaftlichen Leistungserbringung. Die Einhaltung dieser Pflicht wird durch regelmäßige Wirtschaftlichkeitsprüfungen überwacht. Bei Feststellung einer unwirtschaftlichen Behandlungsweise können Sanktionen folgen.

 

7. Kooperationsformen

Das Vertragsarztrecht ermöglicht verschiedene Formen der beruflichen Zusammenarbeit, wie Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften oder medizinische Versorgungszentren. Diese Kooperationsformen erlauben es Vertragsärzten, Ressourcen zu bündeln und die Patientenversorgung zu optimieren.

 

8. Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen

Das Vertragsarztrecht ist ständigen Veränderungen unterworfen, die durch gesetzliche Neuregelungen, sozialgerichtliche Entscheidungen und den medizinischen Fortschritt bedingt sind. Aktuelle Herausforderungen umfassen die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Sicherstellung der flächendeckenden ärztlichen Versorgung und die Anpassung an neue Versorgungsmodelle.

 

Fazit

Das Vertragsarztrecht bildet das rechtliche Fundament für die Tätigkeit von Vertragsärzten im System der gesetzlichen Krankenversicherung. Es definiert die Rahmenbedingungen für die ärztliche Versorgung gesetzlich versicherter Patienten und stellt hohe Anforderungen an die beteiligten Ärzte. Angesichts der Komplexität und Dynamik dieses Rechtsgebiets ist eine spezialisierte Rechtsberatung unerlässlich, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen und die Rechte als Vertragsarzt wirksam zu nutzen.

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