Oberlandesgericht München Endurteil, 16. Nov. 2018 - 10 U 1563/18

bei uns veröffentlicht am16.11.2018

Tenor

1. Die Berufung des Klägers vom 03.05.2018 gegen das Endurteil des LG München II vom 05.04.2018 (Az. 10 O 4251/15) wird zurückgewiesen.

2. Der Kläger trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.

3. Das vorgenannte Urteil des Landgerichts sowie dieses Urteil sind jeweils ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110% des zu vollstreckenden Betrags leistet.

4. Die Revision wird nicht zugelassen.

Tatbestand

A.

Der Kläger macht gegen die Beklagte Ansprüche auf Ersatz des merkantilen Minderwertes sowie Nutzungsausfall für einen bei einem Verkehrsunfall beschädigten BMW M6 Cabrio geltend. Dem Grunde nach hat die Beklagte ihre Haftung für das Unfallereignis anerkannt. Hinsichtlich des Parteivortrags und der tatsächlichen Feststellungen erster Instanz wird auf das angefochtene Urteil vom 06.04.2018 (Bl. 156ff. d.A.) Bezug genommen (§ 540 I 1 Nr. 1 ZPO).

Das LG München II hat nach Beweisaufnahme die Beklagte zum Ersatz eines merkantilen Minderwertes in Höhe von 5.000,00 € verurteilt, da beim Fahrzeug durch den Unfall ein merkantiler Minderwert in Höhe von 10.000,00 € entstanden sei und die Beklagte an den Kläger bereits 5.000,00 € ersetzt habe. Hinsichtlich des begehrten Nutzungsausfalls hat das Landgericht die Klage im Übrigen abgewiesen, weil dem Kläger ein über den bereits erstatteten Zeitraum hinausgehender Nutzungsausfallschaden nicht zustehe.

Hinsichtlich der Erwägungen des Landgerichts wird auf die Entscheidungsgründe des angefochtenen Urteils Bezug genommen.

Gegen dieses dem Kläger am 10.04.2018 zugestellte Urteil hat der Kläger mit einem beim Oberlandesgericht München am 03.05.2018 eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt (Bl. 175 d.A.) und diese nach Verlängerung der Berufungsbegründungsfrist mit einem beim Oberlandesgericht München am 02.07.2018 eingegangenen Schriftsatz (Bl. 182 d.A.) begründet.

Der Kläger beantragt,

das Urteil des Landgerichts München II vom 05.04.2018 wird aufgehoben, soweit Nutzungsausfall und merkantile Wertminderung nicht zugesprochen wurden,

die Beklagte zu verurteilen, an den Kläger weitere 60.209,38 € (Nutzungsausfallentschädigung i.H.v. 35.175,00 € und merkantile Wertminderung i.H.v. weiteren 25.034,38 €) zzgl. Zinsen hieraus in Höhe von 5%-Punkten über dem Basiszins seit 20.05.2014 zu bezahlen.

Die Beklagte beantragt,

die Berufung zurückzuweisen.

Der Senat hat gemäß Beweisanordnung vom 24.07.2018 (Bl. 187 d.A.) Beweis erhoben durch Einholung eines mündlichen Gutachtens des Sachverständigen Dipl.-Ing. P.

Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 16.11.2018 (Bl. 210f. d.A.) verwiesen.

Ergänzend wird auf die vorgenannte Berufungsbegründungsschrift, die Berufungserwiderung vom 11.09.2018 (Bl. 193-197 d. A.), auf die weiteren Schriftsätze der Parteien sowie die Sitzungsniederschrift vom 16.11.2018 (Bl. 208-213 d. A.) Bezug genommen.

Gründe

B.

Die statthafte sowie form- und fristgerecht eingelegte und begründete, somit zulässige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.

I.

Das Landgericht hat zu Recht einen jeweils über den zugesprochenen Betrag hinausgehenden Anspruch des Klägers auf Ersatz des merkantilen Minderwerts sowie auf Nutzungsausfall verneint.

1. Da das Fahrzeug des Klägers bei dem Zusammenstoß mit dem Fahrzeug eines bei der Beklagten haftpflichtversicherten Fahrzeugs beschädigt wurde, kommt grundsätzlich, wie von der Beklagten auch dem Grunde nach anerkannt, ein Anspruch des Klägers aus § 7 I StVG i. Verb. m. § 115 I 1 Nr. 1 VVG in Betracht.

2. Beim merkantilen Minderwert handelt es sich nach allgemeiner Ansicht um einen nach § 251 I BGB zu ersetzenden unmittelbaren Sachschaden, der trotz Reparatur am Unfallfahrzeug verbleibt (vgl. Palandt/Grüneberg, BGB, 77. Aufl. 2018, § 251 Rn. 14; BGH NJW 1958, 1085; NJW 1961, 2253; BGH, NJW 1980, 281, 282; NJW 2005, 277).

Nach Auffassung des Klägers sei die vom Erstgericht vorgenommene Schätzung des merkantilen Minderwerts rechtsfehlerhaft, da das Gericht der Berechnung des Klägers auf der Basis konkret am Markt ermittelter Preise nicht folge und seine Schätzung auf die Ausführungen des Sachverständigen stütze, die selbst lediglich eine Schätzung auf der Basis statistischer Werte sei.

Der Senat hat insbesondere zur Abklärung der vom Kläger gegen die erstinstanzlichen Ausführungen des Sachverständigen erhobenen Einwände erneute und ergänzende Feststellungen (§ 540 I 1 Nr. 1 ZPO) getroffen und den Sachverständigen Dipl.-Ing. P. in der Sitzung vom 16.11.2018 nochmals angehört. Auch nach der Anhörung des Sachverständigen ist der Senat davon überzeugt, dass die vom Erstgericht vorgenommene Schätzung des merkantilen Minderwert korrekt und nach § 287 ZPO ermessensfehlerfrei erfolgt ist. Die vom Sachverständigen ermittelten Schätzgrundlagen sind heranzuziehen:

a) Der Sachverständige unterstellte bei seinen Ausführungen die vom streitgegenständlichen Modell produzierten Stückzahlen, wie sie der Kläger genannt hat. Dies bestätigte der Sachverständige auf Nachfrage des Klägervertreters (vgl. Protokoll S. 4 = Bl. 211 d.A.)

b) Der Sachverständige legte auch den richtigen Fahrzeugtyp zu Grunde. Der Sachverständige gab zu Beginn seiner Erläuterungen vor dem Senat an, dass auch das klägerische Fahrzeug nach der internen Bezeichnung von BMW für das Cabrio der 6er-Baureihe ein F 12 ist (vgl. Protokoll S. 3 = Bl. 210 d.A.) und auch als M 6 Cabrio über die gleiche Karosse verfügt wie ein „normaler“ BMW 6er Cabrio.

c) Entgegen der Ansicht des Klägers hat der Sachverständige sowohl im Rahmen seiner erstinstanzlichen Begutachtung als auch bei der vor dem Senat beachtet, dass es sich bei dem klägerischen BMW M 6 Cabrio um ein besonderes Fahrzeug handelt. In überzeugender Weise hat der Sachverständige zunächst dargelegt, dass das klägerische Fahrzeug eine Edelvariante des BMW 6er Cabrio ist. Wenngleich er die gleiche Karosse wie ein einfacher BMW 6er Cabrio aufweist, besteht jedoch in wesentlichen Komponenten wie dem Motor, dem Getriebe, der Hinterachse, dem Fahrwerk und anderer Anbauteile ein Unterschied zum einfachen BMW 6er Cabrio (vgl. Protokoll S. 3 = Bl. 210 d.A.). Damit hat der Sachverständige keine einfache Gleichsetzung mit dem „Grundmodell“ vorgenommen. Es handelt sich bei einem BMW M 6 Cabrio dennoch nicht um ein gänzlich anderes Fahrzeug. Dies kann auch nicht damit begründet werden, dass das Fahrzeug nach Angaben des Klägers von einer eigenen Entwicklungsgesellschaft, der „M-GmbH“ hergestellt wird. Der Kläger lässt hierbei unerwähnt, dass auch die M Modelle durch die BMW AG auf deren Homepage neben den jeweils „einfachen“ Modellen der jeweiligen Baureihe angeboten werden.

Entweder werden alle „M Modelle im Überblick“ angeboten (https://www...de/de/neufahrzeuge/m.html?bmw=sea:57370002:1957606242:bmw%20m) oder das M-Modell der jeweiligen Fahrzeugreihe wird bei deren Vorstellung als eine Modellvariante dargestellt wie z.B. für den BMW M 140 i (https://www...de/de/neufahrzeuge/1er/3-tuerer/2017/auf-einen-blick.html.)

Der Senat hat dies in der Beweisverhandlung angesprochen. Hierbei kann der Senat für allgemeinkundige Tatsachenbehauptungen nach § 291 ZPO auch das Internet und damit die Homepage der BMW AG als Informationsquelle benutzen, um Tatsachenbehauptungen der Parteien zu bestätigen oder zu widerlegen (vgl. Thomas/Putzo/Reichold, ZPO, 39. Aufl. 2018, § 291 Rn. 1).

d) Vom Sachverständigen wurde im Rahmen seiner Anhörung vor dem Senat klargestellt, dass er als Mitglied einer Schätzorganisation zwar normalerweise Verkaufspreise von Gebrauchtfahrzeugen mitgeteilt bekommt, für das streitgegenständliche Fahrzeug sei dies aber nicht so gewesen, so dass er diese Informationsquelle nicht heranziehen konnte.

e) Zutreffend vertritt das Landgericht die Auffassung, dass im vorliegenden Fall für die Ermittlung des Marktpreises die Händler-Ankaufspreise und nicht der Preis für den Ankauf vom Endverbraucher heranzuziehen sind. Hierzu hat der Sachverständige überzeugend zu den Einflussfaktoren beim Händler-Ankaufspreis Stellung genommen, etwa zu den Risiken für den Händler schon wegen des hohen Kapitaleinsatzes.

Es handelt sich, wie der Kläger selbst darlegt, bei dem BMW M 6 Cabrio um ein stark motorisiertes, technisch anspruchsvolles Fahrzeug. Der Sachverständige gelangte zu der vom Senat geteilten Einschätzung, dass Gebrauchtwagenkäufer in diesem Segment wegen der besseren Gewährleistung das Fahrzeug tendenziell beim Händler und nicht von Privat erwerben (vgl. Protokoll S. 4 = Bl. 211 d.A.).

f) Nach den vom Kläger vorgelegten Haftpflichtschaden-Gutachten des KFZ-Sachverständigenbüro Max B. vom 26.05.2014 (vgl. Anlage K 25) beträgt die Wertminderung beim Fahrzeug 5.000,00 €. Bereits bei seiner Begutachtung vor dem Landgericht kam der gerichtlich bestellte Sachverständige Dipl.-Ing. P. zunächst zu einem vergleichbaren Betrag. Vor dem Senat hat der Sachverständige nunmehr ergänzend erläutert, wie sich unter Heranziehung von drei Bewertungsmethoden die von ihm vorgenommene Bemessung der merkantilen Wertminderung errechnet. Im Hinblick auf die Exklusivität des Fahrzeugs zu anderen Baureihen der BMW 6er Reihe hält der Sachverständige einen Aufschlag von 100% auf die ermittelte merkantile Wertminderung für angemessen (vgl. Protokoll S. 3 = Bl. 210 d.A.).

Anzumerken ist, dass sich eine allgemein anerkannte Methode zur Schätzung des geringeren Marktwerts unfallbeschädigter Fahrzeuge bislang nicht durchgesetzt hat. Häufig wird die Methode von Ruhkopf und Sahm angewendet, die auch der Bundesgerichtshof als brauchbar angesehen hat (vgl. BGH NJW 1980, 281; OLG Saarbrücken DAR 1989, 345; Geigel/Rixecker, Haftpflichtprozess, 20. Aufl., Kapitel 4, Rn. 34; Palandt/Grüneberg, a.a.O., § 251 Rn. 17; Staudinger/Schiemann [2017], BGB, § 251 Rn. 35). Jedoch ist anerkannt, dass immer die besonderen Umstände des Einzelfalles zu berücksichtigen sind, so dass der Schätzung des merkantilen Minderwertes durch einen Sachverständigen gegenüber tabellarischen Berechnungsmethoden der Vorrang gebührt (OLG Köln, Urteil vom 05. Juni 1992 - 19 U 253/91 -, [juris]; OLG Saarbrücken a.a.O.; Soergel/Martens BGB, 12. A., § 249 Rn. 85).

Alle bisher vorgeschlagenen Methoden versuchen dabei nicht den tatsächlichen Wertverlust des Unfallfahrzeugs auf dem Gebrauchtwagenmarkt festzustellen, sondern errechnen diesen unter Berücksichtigung von Faktoren des Fahrzeugs, des Schadens und des Marktes.

g) Schließlich bestätigte die vom Sachverständigen im Rahmen seiner Anhörung vor dem Senat durchgeführte Plausibilitätsüberprüfung das Ergebnis (vgl. im Einzelnen dazu Protokoll S. 4 = Bl. 211 d.A.).

Der Senat hat insgesamt keinen Anlass, diesen plausiblen und begründeten Angaben des Sachverständigen nicht zu folgen und geht deshalb, wie bereits das Landgericht, im Rahmen des ihm nach § 287 ZPO eingeräumten eigenen Schätzungsermessens von einem merkantilen Minderwert von insgesamt 10.000,- € aus. Unter Beachtung des bereits bezahlten Betrages ergibt sich die ausgeurteilte Summe, so dass die Berufung diesbezüglich erfolglos bleibt.

3) Der Kläger kann, wie bereits vom Landgericht im Ergebnis zutreffend angenommen, für den unfallbedingten Verlust seines BMW M 6 Cabrio keine Nutzungsausfallentschädigung verlangen, weil er über einen Zweitwagen verfügte (und diesen auch nutzte). Nach der Rechtsprechung des BGH in MDR 2018, 470 gilt hinsichtlich der Ersatzfähigkeit einer Nutzungsausfallentschädigung für ein verunfalltes Kraftfahrzeug Folgendes:

„Bei der Prüfung, ob nach der Verkehrsauffassung der vorübergehende Verlust der Nutzungsmöglichkeit eines Gegenstandes als wirtschaftlicher Schaden gewertet werden kann, ist ein strenger Maßstab anzulegen. Das verlangt die in § 253 BGB getroffene gesetzgeberische Entscheidung, wonach immaterieller Schaden nur ausnahmsweise, nämlich in den gesetzlich geregelten Fällen, zu ersetzen ist (BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 9, MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198; BGH, Urt. v. 24.1.2013 - III ZR 98/12 Rz. 10, BGHZ 196, 101 = MDR 2013, 319). Dieser restriktive Maßstab hat dazu geführt, dass der BGH mehrfach für den Nutzungsausfall von Gegenständen eine Entschädigungspflicht verneint hat (vgl. BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 10 ff. - Wohnmobil, MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198; v. 15.11.1983 - VI ZR 269/81 - Motorsportboot, BGHZ 89, 60 = MDR 1984, 304; BGH, Urt. v. 15.12.1982 - VIII ZR 315/80 - Wohnwagen, MDR 1982, 487 = BGHZ 86, 128; v. 28.2.1980 - VII ZR 183/79 - privates Schwimmbad, BGHZ 76, 179; v. 12.2.1975 - VIII ZR 131/73 - Pelzmantel, BGHZ 63, 393 = MDR 1980, 571). … Demgegenüber hat der BGH in ständiger Rechtsprechung einen Anspruch auf Entschädigung für den Fortfall der Nutzungsmöglichkeit von Kraftfahrzeugen grundsätzlich bejaht (z.B. … BGH v. 23.11.2004 - VI ZR 357/03, BGHZ 161, 151, 154 = MDR 2005, 268; v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 6, 8, MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198; …). Nach der Verkehrsauffassung und allgemeiner Rechtsauffassung stellt die Gebrauchsmöglichkeit eines Kraftfahrzeugs grundsätzlich ein vermögenswertes Gut dar und ist als geldwerter Vorteil anzusehen, so dass sich bei vorübergehender Entziehung ein Vermögensschaden ergeben kann. Dies ergibt sich vor allem daraus, dass die Verfügbarkeit eines Kraftfahrzeugs innerhalb und außerhalb des Erwerbslebens geeignet ist, Zeit und Kraft zu sparen und damit - in Unabhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln (BGH, Urt. v. 30.9.1963 - III ZR 137/62, BGHZ 40, 345, 349) - das Fortkommen im allgemeinsten Sinne zu fördern (BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 6 m.w.N., MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198; …). Dass der Gebrauch eines Kraftfahrzeugs für den Benutzer daneben einen Gewinn an Bequemlichkeit bedeuten kann, steht bei der gebotenen generalisierenden Betrachtungsweise nicht im Vordergrund, weil Anschaffung und Unterhaltung eines Kraftfahrzeugs in erster Linie um des wirtschaftlichen Vorteils willen erfolgen, der in der Zeitersparnis liegt (BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 8 m.w.N., MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198). Dient ein Kraftfahrzeug aber reinen Freizeitzwecken, so betrifft dieser Gesichtspunkt nicht die alltägliche Nutzbarkeit zur eigenwirtschaftlichen Lebensführung und entzieht sich deshalb einer vermögensrechtlichen Bewertung (BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 10 - Wohnmobil, MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198).

Um sicherzustellen, dass der Geldersatz für Verluste im eigenwirtschaftlichen Einsatz der Sache ungeachtet der notwendigen Typisierung und Pauschalierung einer konkreten, auf das jeweils betroffene Vermögen bezogenen Schadensbetrachtung verhaftet bleibt, und um dem schadensrechtlichen Grundsatz des Bereicherungsverbots gerecht zu werden, ist die Zuerkennung der Entschädigung weiter davon abhängig, dass der Eigentümer sein Fahrzeug in der fraglichen Zeit benutzen wollte und hierzu in der Lage war. Darüber hinaus muss die Entbehrung der Nutzung auch deshalb „fühlbar“ geworden sein, weil der Geschädigte das Fahrzeug mangels eines weiteren geeigneten Kraftfahrzeugs für seine alltägliche Lebensführung wirklich gebraucht hätte (BGH, Urt. v. 10.6.2008 - VI ZR 248/07 Rz. 7, MDR 2008, 969 = NJW-RR 2008, 1198; Beschl. d. Großen Senats für Zivilsachen v. 9.7.1986 - GSZ 1/86, BGHZ 98, 212, 220 = MDR 1987, 109; …).“

Diesen Grundsätzen folgend ist dem Kläger ein Anspruch auf Nutzungsausfallentschädigung zu versagen. Der Kläger verfügte über ein Zweitfahrzeug. Schadensrechtlich ersatzfähig ist lediglich der Entzug des Gebrauchs eines Fahrzeugs, denn nur das war für ihn als solches „fühlbar“, nicht die Wertschätzung eines Cabrios als Hobby. Insoweit ist die Rechtsprechung des BGH (a.a.O.) zur fehlenden Ersatzfähigkeit von Nutzungsausfallentschädigung von Motorrädern, wenn zusätzlich ein Pkw zur Verfügung steht, auf den vorliegenden Fall übertragbar. Denn anders als bei einem für den alltäglichen Gebrauch vorgesehenen Pkw ist die jederzeitige Benutzbarkeit auch eines Cabrios zwar ein die Lebensqualität erhöhender Vorteil, der jedoch keinen ersatzfähigen materiellen Wert darstellt. Dieser Gesichtspunkt betrifft nicht die alltägliche Nutzbarkeit zur eigenwirtschaftlichen Lebensführung und entzieht sich deshalb einer vermögensrechtlichen Bewertung (so schon der BGH in NZV 2012, 144 bez. eines Motorrads).

a) Der Kläger hat unstreitig zwei Tage nach dem streitgegenständlichen Unfallereignis seinen weiteren als „Winterfahrzeug“ dienenden Pkw, einen acht Jahre alten BMW 5er, für den Straßenverkehr zugelassen, wobei der Kläger Zulassungskosten nicht begehrt. Vor dem Unfall war vom Kläger eine Nutzung und Anmeldung außerhalb des Winterhalbjahres nicht beabsichtigt, dennoch nutzte er dieses Zweitfahrzeug statt des Cabrios in der Folgezeit bis zu dessen Verkauf im Herbst 2015.

b) Eine Ausnahme hinsichtlich der zu versagenden Nutzungsausfallentschädigung bei Vorliegen eines Zweitfahrzeugs gilt nur dann, wenn das Zweitfahrzeug einem Familienangehörigen zur ständigen Verfügung steht, dieser auf die Nutzung angewiesen ist und damit erkennbar wird, dass der Geschädigte auf das in der Familie vorhandene Zweitfahrzeug nicht zurückgreifen kann (vgl. Brandenburgisches Oberlandesgericht, Urteil vom 01. März 2007 - 12 U 160/06 -, [juris]; Sanden/Völtz, Sachschadenrecht des Kraftverkehrs, 8. Auflage, Rn. 213). Eine solche Ausnahme liegt hier nicht vor: In seiner Anhörung vom 12.05.2016, in der erstmals die Thematik des Zweitwagens besprochen wurde, gab der Kläger an: „Als Familienangehörigen gibt es noch meinen Sohn, der bei mir wohnt. Dieser nutzt meine Fahrzeuge nicht.“ (vgl. Bl. 55 d.A.). Soweit der Kläger im Berufungsverfahren im Schriftsatz vom 02.07.2018 (vgl. Bl. 184 d.A.) erklärte, dass das in Betracht kommende Ersatzfahrzeug nicht nur vom Kläger, sondern auch von dessen Sohn genutzt werde, handelte es sich um einen Irrtum (vgl. Protokoll S. 5 = Bl. 212 d.A.).

II.

Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 I ZPO.

III.

Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit des Ersturteils und dieses Urteils folgt aus §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.

IV.

Die Revision war nicht zuzulassen. Gründe, die die Zulassung der Revision gem. § 543 II 1 ZPO rechtfertigen würden, sind nicht gegeben. Mit Rücksicht darauf, dass die Entscheidung einen Einzelfall betrifft, ohne von der höchst- oder obergerichtlichen Rechtsprechung abzuweichen, kommt der Rechtssache weder grundsätzliche Bedeutung zu noch erfordern die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts.

Urteilsbesprechung zu Oberlandesgericht München Endurteil, 16. Nov. 2018 - 10 U 1563/18

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Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:1.Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;2.Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;3.Urteile, dur

Zivilprozessordnung - ZPO | § 287 Schadensermittlung; Höhe der Forderung


(1) Ist unter den Parteien streitig, ob ein Schaden entstanden sei und wie hoch sich der Schaden oder ein zu ersetzendes Interesse belaufe, so entscheidet hierüber das Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Überzeugung. Ob und inwieweit e

Gesetz über den Versicherungsvertrag


Versicherungsvertragsgesetz - VVG
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Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 253 Immaterieller Schaden


(1) Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden. (2) Ist wegen einer Verletzung des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbs

Zivilprozessordnung - ZPO | § 291 Offenkundige Tatsachen


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Referenzen

Tenor

1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 6.506,77 € nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 19.09.2015 sowie weitere 650,34 € nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 19.09.2015 zu zahlen.

2. Von den Kosten des Rechtsstreits haben der Kläger 91% und die Beklagte 9% zu tragen.

3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrags vorläufig vollstreckbar.

4. Der Streitwert wird auf 71.846,44 € festgesetzt.

Tatbestand

Der Kläger macht Ansprüche wegen eines Verkehrsunfalls geltend, bei dem die Haftung dem Grunde nach bereits anerkannt wurde.

Der Kläger war Beteiligter an einem Verkehrsunfall am 20.05.2014 in G., wobei er verletzt wurde und sein Pkw BMW M6 Cabrio beschädigt wurde.

Nach dem Unfall wurde der Pkw zunächst zur Firma ... GmbH abgeschleppt. Von dort wurde es nach einigen Tagen zu einem zweiten Unterstellort transportiert. Zur Ausführung der Reparatur wurde der Pkw am 03.11.2014 zur Reparaturwerkstatt geschleppt.

Der Pkw befand sich zur Reparatur zwischen dem 03.11.2014 und dem 17.12.2014 in einer Werkstatt.

Zum Zeitpunkt des Unfalls besaß der Kläger einen weiteren Pkw als „Winterfahrzeug“, einen zum damaligen Zeitpunkt etwa 8 Jahre alten 5er BMW, der nicht zugelassen war. Zwei Tage nach dem Unfall ließ der Kläger das Zweitfahrzeug für den Straßenverkehr zu und nutzte es in der Folgezeit auch bis zu dessen Verkauf im Herbst 2015. Bis dahin blieb das Fahrzeug auch zugelassen. Vor dem Unfall war vom Kläger eine Nutzung und Anmeldung außerhalb des Winterhalbjahres nicht beabsichtigt.

Auf Wunsch der Beklagten fand am 29.07.2014 eine Nachbegutachtung des beschädigten Pkw durch einen von der Beklagten beauftragten Sachverständigen statt.

Der Kläger behauptet, ihm seien folgende von der Beklagten nicht erstattete Schäden entstanden, die nach seiner Ansicht zu erstatten sind:

1. Kosten für Rettungsdienst, Notarzt und Labor in Höhe von insgesamt 1.007,61 €, wobei für den Rettungsdienst Kosten in Höhe von 641,00 €, für den Notarzt in Höhe von 228,74 €, für Laborleistungen 85,79 € und für das Krankenhaus in Höhe von 122,08 € entstanden seien. Die Kosten seien nicht von Dritten erstattet worden.

2. Abschleppkosten in Höhe von 889,23 € und in Höhe von 144,00 € für drei Abschleppvorgänge, wobei von der Beklagten hiervon 394,84 € bezahlt wurden. Für die Einzelheiten wird auf die Anlagen K5 und K6 verwiesen.

3. Nutzungsausfallschaden in Höhe von 35.175 €.

Der Kläger habe den Pkw während der gesamten Zeit bis zur Reparatur benutzen wollen. Eine Reparatur sei ihm aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich gewesen. Der Kauf des Pkw sei durch ein Darlehen finanziert. Die Aufnahme eines Darlehens zur Durchführung der Reparatur sei aufgrund der zu erwartenden Kosten von über 30.000 € nicht möglich gewesen.

4. Merkantile Wertminderung in Höhe von mindestens 35.034,38 €, wovon ein Betrag in Höhe von 5.000,00 € bereits reguliert wurde.

Der Kläger beantragt,

I. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 66.846,44 € nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5,0 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit dem 20.05.2014 zu zahlen.

II. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 1.752,90 nebst Zinsen hieraus seit Rechtshängigkeit für vorprozessuale Anwaltsvergütung zu bezahlen.

Die Beklagte beantragt,

Klageabweisung.

Die Beklagte behauptet, die in Rechnung gestellten Abschleppkosten seien überhöht, da nicht ortsüblich und angemessen. Die Rechnung in Anlage K5 sei insbesondere überhöht, da nicht erkennbar und vorgetragen sei, wie weit die Strecke gewesen sei. Ein Nachtzuschlag sei nicht geschuldet, da der Abschleppvorgang am frühen Abend stattgefunden habe. Der Grund für die in der Rechnung K5 abgerechnete weitere Überführung sei nicht ersichtlich und nicht vorgetragen. Verwahrkosten seien nur bis zu 15 Tagen zu erstatten. Die geltend gemachten Verwahrkosten seien zu hoch gewesen, ebenso wie die in Rechnung gestellten Vermittlungsgebühren.

Die Beklagte ist der Ansicht, es bestehe kein Anspruch des Klägers. Der Anspruch auf Nutzungsausfallschaden sei aus mehreren Gründen nicht gegeben. Es sei dem Kläger zumutbar gewesen, die Reparatur des Pkw durch die Aufnahme eines Darlehens zu finanzieren und die Reparatur deutlich früher vorzunehmen. Er habe die Beklagte darüber informieren müssen, dass er aufgrund seiner Vermögensverhältnisse die Reparatur nicht durchführen könne, bevor die vollständigen Kosten bezahlt waren. Ein Anspruch scheitere auch daran, dass dem Kläger ein anderer Pkw zur Verfügung gestanden habe.

Als Wertminderung sei lediglich ein Betrag von 5.000,00 € angemessen. Ein darüber hinausgehender Anspruch bestehe nicht.

Das Gericht hat Beweis erhoben durch Anhörung des Klägers in der Verhandlung vom 12.05.2016 sowie durch Einholung eines Gutachtens des Sachverständigen Dipl.-Ing. Po., eines ergänzenden Gutachtens des Sachverständigen sowie durch dessen Anhörung im Termin vom 01.02.2018.

Für das weitere Vorbringen der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen.

Gründe

Die zulässige Klage ist nur teilweise begründet.

Dem Kläger steht der Anspruch nur in der ausgeurteilten Höhe zu.

Dieser ergibt sich aus der Summe von 1.077,61 € (diverse Rechnungen), 425,14 € (Abschleppkosten) und 5.000,00 € (merkantiler Minderwert).

Zunächst verweist das Gericht auf die im Beschluss vom 27.07.2016 und in der Verfügung vom 06.10.2016 erteilten Hinweise und macht diese vollumfänglich zum Inhalt der Urteilsbegründung.

Dem Kläger stehen die Ansprüche dem Grunde nach zu. Dies ist zwischen den Partein unstreitig.

Die Höhe des Schadensersatzanspruchs ergibt sich - auch bei Ansprüchen nach dem StVG - aus den §§ 249 ff. BGB. Bei Anwendung dieser Vorschriften ergibt sich zu den einzelnen Schadenspositionen folgendes:

I.

Rettungsdienst, Notarzt usw.

Die Beklagte ist verpflichtet die Kosten zu erstatten. Der Anspruch ergibt sich aus § 249 BGB. Die Kosten sind zur notwendigen medizinischen Versorgung des Klägers angefallen. Dies wurde auch nicht bestritten. Nach den mündlichen Verhandlungen, dem schriftsätzlichen Vorbringen der Parteien und den vorgelegten Unterlagen steht es zur Überzeugung des Gerichts fest, dass dem Kläger die entsprechenden Kosten entstanden und diese nicht von Dritten getragen wurden. Eine weitergehende Beweisaufnahme hierzu war nicht notwendig.

Es ergibt sich hierbei ein Anspruch in Höhe von 1.077,61 €.

II. Abschleppkosten

Zunächst wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den Beschluss vom 06.10.2016 verwiesen.

Hinsichtlich der Rechnung K5 ergibt sich nach Schätzung des Gerichts (§ 287 BGB) nach Ermittlung der hierfür notwendigen Gesichtspunkte ein Anspruch in Höhe von 680 €.

Im Übrigen hält das Gericht die beanspruchten Kosten hinsichtlich des Abschleppens, des Nachtzuschlages und der Vermittlungsgebühr für überhöht. Demgegenüber hat der Kläger schlüssig dargelegt, weshalb der Pkw insgesamt dreimal von einem Ort zum anderen geschleppt werden musste. Diese Aufwendungen waren auch erforderlich zur Schadensbehebung. Insbesondere musste der Pkw nach dem Unfall sofort die Unfallstelle verlassen. Eine Verwahrung bei einer Vertragswerkstatt bis zur Reparatur wäre nach Kenntnis des Gerichts teurer oder unmöglich gewesen. Aufgrund der hohen Verwahrkosten von 17,00 € pro Tag war es aus Kostenminderungsgründen (§ 254 BGB) auch notwendig, den Pkw an einen anderen Abstellplatz zu verbringen. Insofern verhält sich die Beklagte auch widersprüchlich, wenn sie eine Verwahrung über 14 Tage hinaus nicht für angemessen hält und nicht zahlen möchte und auf der anderen Seite noch am 29.07.2014 eine Nachbegutachtung durchführt und dennoch keinen Anspruch auf die Verbringung des Pkw an einen anderen Unterstellplatz erkennen mag. Zudem fehlte es an schlüssigem Vortrag der Beklagten dazu, dass der Kläger den Pkw in zumutbarer Weise günstiger hätte verwahren lassen können.

Hinsichtlich der Rechnung K6 wurden von der Beklagten keine Einwände vorgebracht. Diese Kosten sind nach Überzeugung des Gerichts vollständig erforderlich und angemessen und somit vollständig zu leisten. Insofern ergibt sich ein Anspruch in Höhe von 144,00 €.

Nach Abzug des bereits geleisteten Betrages von 394,84 € ergibt sich eine zu erstattende Differenz von 429,16 €.

III. Nutzungsausfallschaden

1. Ein über den bereits erstatteten Zeitraum hinausgehender Nutzungsausfallschaden steht dem Kläger nicht zu. Auf die entsprechenden Hinweise wird verwiesen.

Grundsätzlich bestehen bereits dogmatische Bedenken gegen die Anerkennung eines Schadensersatzanspruchs für entgangene Nutzungsmöglichkeit, wonach der Geschädigte auch dann, wenn er keine Aufwendungen zur Überbrückung des Ausfalls der beschädigten Sache gemacht hat, eine Entschädigung beanspruchen kann. Nicht ohne Grund wird diese Rechtsfigur gelegentlich als „ohne dogmatische Fundierung aus reinen Billigkeitserwägungen hergeleitete und von fragwürdigen Rechtfertigungsversuchen gestützte, hinsichtlich ihres Anwendungsbereiches zersplitterte und im Schrifttum überwiegend abgelehnte Judikatur, die auch in anderen Rechtsordnungen kaum Parallelen hat“, bezeichnet (so: Greger/Zwickel in: Greger/Zwickel, Haftungsrecht des Straßenverkehrs, § 25, Rn. 50).

Jedenfalls besteht auch nach der Rechtsprechung des BGH aber kein Anspruch, wenn dem Geschädigten ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung stand. Nach ständiger Rechtsprechung des BGH kommt Nutzungsersatz nur für einen der vermögensmehrenden, erwerbswirtschaftlichen Verwendung des Wirtschaftsgutes vergleichbaren eigenwirtschaftlichen, vermögensmäßig erfassbaren Einsatz der betreffenden Sache in Betracht, BGH, Beschluss vom 13. Dezember 2011 - VI ZA 40/11 -, Rn. 5, juris. Mit diesem nicht gleichzusetzen ist der die Lebensqualität erhöhende Vorteil der Möglichkeit, ein besonderes Fahrzeug zu benutzen, vgl. BGH a.aO. zu einem Motorrad und Urteil vom 10. Juni 2008 - VI ZR 248/07 zu einem Wohnmobil.

Letztlich begründet der BGH die (fragwürdige) Figur des Nutzungsausfallschadens hier mit dem tatsächlichen Nutzungswert eines Pkw als Fortbewegungs- und Transportmittel, der einem wirtschaftlichen Schaden gleichstehe. Alles, was über die Möglichkeit der Fortbewegung und der Beförderung hinausgeht, ist nicht ersatzfähig, vgl. auch OLG Düsseldorf, Urteil vom 15. November 2011 - I-1 U 50/11 -.

Nachdem dem Kläger ein anderer Pkw zur Verfügung stand, bestand kein Anspruch.

2. Dem Kläger steht auch kein Anspruch zu, der sich daraus begründen ließe, dass er Vorhaltekosten aufbringen musste. Die Voraussetzungen hierfür wurden auch nach entsprechendem Hinweis des Gerichts nicht schlüssig vorgetragen.

IV. Merkantiler Minderwert

Dem Grunde nach besteht ein Anspruch des Geschädigten auf Ersatz des merkantilen Minderwerts als echter wirtschaftlicher Schaden, welcher darin besteht, dass ein Unfall-Pkw trotz fachgerechter Reparatur einen geringeren Marktwert hat, als ein unfallfreier Pkw.

Die Höhe des merkantilen Minderwerts war nach § 287 BGB zu schätzen. Hierzu hat sich das Gericht sachverständig beraten lassen.

Das Gericht schätzt nach vollständiger Abwägung der maßgeblichen Gesichtspunkte und unter Berücksichtigung der schriftlichen und mündlichen Ausführungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. Po. den merkantilen Minderwert auf 10.000,00 €.

1. Dazu wird zunächst auf die Gutachten vom 26.04.2017, vom 04.10.2017 und auf das Protokoll der mündlichen Verhandlung vom 01.02.2018 verwiesen.

2. Die sachverständigen Feststellungen des Sachverständigen Dipl.-Ing. Po. macht sich der Einzelrichter zu Eigen. Der Sachverständige hat die ihm zur Verfügung gestellten Unterlagen einschließlich des Parteigutachtens (Anlage BLD 1) und der Angebote in den Anlagen K9 und K10 sowie K14 umfassend ausgewertet und der Begutachtung zugrunde gelegt. Entsprechend überzeugend hat er auf die Fragen und Einwendungen der Parteien hin seine Ausführungen in der mündlichen Verhandlung vom 01.02.2018 ergänzend begründet und widerspruchsfrei dargelegt.

3. Der Sachverständige gab hierbei an, dass seiner Einschätzung nach ein merkantiler Minderwert in einem Bereich zwischen 8.000 und 11.000 € verbleibe. Nach Ansicht des Gerichts ist hierbei eine Schätzung im höheren Bereich dieser Spanne angemessen, weil die vom Sachverständigen angesprochenen Gesichtspunkte, die für eine Erhöhung der Minderwertes sprechen vom Gericht entsprechend bewertet werden. So ergibt sich insbesondere aus dem hohen Preis des Pkw eine Einschränkung des potentiellen Käuferkreises, wobei die Unfallfreiheit eine verhältnismäßig größere Rolle spielt, als bei günstigeren und häufigeren Fahrzeugtypen.

4. Der Sachverständige begründete auch nachvollziehbar, dass die Berechnung des Klägers hinsichtlich des Minderwerts fehlerhaft gewesen ist. Vergleichen könne man nur Händlereinkaufspreise unfallfreier Fahrzeuge mit Händlereinkaufspreisen verunfallter Fahrzeuge. Ein Vergleich von Einkaufspreisen mit Verkaufspreisen lasse einen Rückschluss auf den Minderwert nicht zu, weil hierbei die Marge der Händler unberücksichtigt bleibe.

5. Auch diese Händlermarge stellt für das Gericht einen Grund dar, den Minderwert eher höher in der vorgefundenen Spanne zu schätzen. Anders als bei günstigeren und gängigeren Fahrzeugen dürfte es beim streitgegenständlichen Pkw für den Kläger als Geschädigten deutlich schwieriger sein, seinen Pkw selbst an einen neuen Endkunden weiterzuverkaufen. Dazu hat der Sachverständige auch ausgeführt, dass bei derartigen Fahrzeugen der Privatmarkt kaum eine Rolle spiele (vgl. Protokoll S. 5).

6. Von dem merkantilen Minderwert von 10.000 € müssen die bereits geleisteten 5.000,00 € in Abzug gebracht werden, so dass ein darüber hinausgehender Anspruch in Höhe von 5.000 € verbleibt.

V. Verzugszinsen

Dem Kläger steht hinsichtlich der berechtigten Forderungen ein Anspruch auf Verzinsung seit Rechtshängigkeit zu gem. §§ 291, 288 BGB zu. Ein weitergehender Zinsanspruch besteht nicht. Sofern der Kläger Verzugszinsen seit dem 20.05.2014 begehrte, fehlte es an jedweden Vortrag dazu, woraus sich der Anspruch dazu ergab. Die Voraussetzungen des Zinsanspruchs wurden von der Beklagten mit Schriftsatz vom 25.11.2015 bestritten. Die Klagepartei hat ihren Vortrag hierzu nicht ergänzt. Auch aus den Anlagen ergab sich keine Mahnung oder sonstige verzugsbegründende Gesichtspunkte.

VI. Vorprozessuale Rechtsanwaltskosten

Die Beklagte hat dem Kläger Kosten vorgerichticher Rechtsanwaltskosten in Höhe von 650,34 € zu ersetzen. Dem Kläger steht ein Anspruch auf vorgerichtiche Rechtsanwaltskosten im Rahmen der Schadensersatzpflicht nach § 249 BGB zu, sofern diese zur Rechtsverfolgung erforderlich und zweckmäßig waren. Das ist nur in dem Umfang der Fall, wie ein berechtigter Anspruch geltend gemacht wurde. Aus der Höhe der berechtigten Forderung von 6.502,75 € ergibt sich eine 1,3 Geschäftsgebühr von 526,50 € netto, zuzüglich 20,00 € Pauschale zuzüglich MWSt in Höhe von 19%.

VII. Kosten

Die Kostentragungslast ergibt sich aus § 92 ZPO. Das Gericht ging - dem Schriftsatz des Klägers vom 12.09.2016 folgend - von einem Gesamtstreitwert von 71.846,44 € aus, wovon 5.000 € auf die inzidente Feststellung eines entsprechenden Minderwertes entfielen. Die Beklagte unterliegt in dem Umfang, in dem ein Anspruch zugesprochen wurde. Dies sind etwas über 9% des Gesamtstreitwertes. Im Übrigen trägt der Kläger die Kosten.

VIII.

Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus § 709 ZPO.

IX.

Hinsichtlich des Streitwertbeschlusses wird auf VII verwiesen. Eine Reduktion des Streitwertes erfolgte durch die Antragsänderung des Klägers nicht, da der ursprüngliche Antrag in der mündlichen Verhandlung vom 12.05.2016 bereits gestellt war.

(1) Ist unter den Parteien streitig, ob ein Schaden entstanden sei und wie hoch sich der Schaden oder ein zu ersetzendes Interesse belaufe, so entscheidet hierüber das Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Überzeugung. Ob und inwieweit eine beantragte Beweisaufnahme oder von Amts wegen die Begutachtung durch Sachverständige anzuordnen sei, bleibt dem Ermessen des Gerichts überlassen. Das Gericht kann den Beweisführer über den Schaden oder das Interesse vernehmen; die Vorschriften des § 452 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 bis 4 gelten entsprechend.

(2) Die Vorschriften des Absatzes 1 Satz 1, 2 sind bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten auch in anderen Fällen entsprechend anzuwenden, soweit unter den Parteien die Höhe einer Forderung streitig ist und die vollständige Aufklärung aller hierfür maßgebenden Umstände mit Schwierigkeiten verbunden ist, die zu der Bedeutung des streitigen Teiles der Forderung in keinem Verhältnis stehen.

Tatsachen, die bei dem Gericht offenkundig sind, bedürfen keines Beweises.

(1) Ist unter den Parteien streitig, ob ein Schaden entstanden sei und wie hoch sich der Schaden oder ein zu ersetzendes Interesse belaufe, so entscheidet hierüber das Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Überzeugung. Ob und inwieweit eine beantragte Beweisaufnahme oder von Amts wegen die Begutachtung durch Sachverständige anzuordnen sei, bleibt dem Ermessen des Gerichts überlassen. Das Gericht kann den Beweisführer über den Schaden oder das Interesse vernehmen; die Vorschriften des § 452 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 bis 4 gelten entsprechend.

(2) Die Vorschriften des Absatzes 1 Satz 1, 2 sind bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten auch in anderen Fällen entsprechend anzuwenden, soweit unter den Parteien die Höhe einer Forderung streitig ist und die vollständige Aufklärung aller hierfür maßgebenden Umstände mit Schwierigkeiten verbunden ist, die zu der Bedeutung des streitigen Teiles der Forderung in keinem Verhältnis stehen.

(1) Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden.

(2) Ist wegen einer Verletzung des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung Schadensersatz zu leisten, kann auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld gefordert werden.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
III ZR 98/12
Verkündet am:
24. Januar 2013
K i e f e r
Justizangestellter
als Urkundsbeamter
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
Ausfall des Internetzugangs
Es kann einen ersatzfähigen Vermögensschaden darstellen, wenn dem Inhaber
eines DSL-Anschlusses die Möglichkeit genommen wird, seinen Zugang zum
Internet zu nutzen, ohne dass ihm hierdurch Mehraufwendungen entstanden
oder Einnahmen entgangen sind.
BGH, Urteil vom 24. Januar 2013 - III ZR 98/12 - LG Koblenz
AG Montabaur
Der III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 24. Januar 2013 durch den Vizepräsidenten Schlick und die Richter
Dr. Herrmann, Hucke, Tombrink und Dr. Remmert

für Recht erkannt:
Auf die Revision des Klägers wird das Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts Koblenz vom 7. März 2012 aufgehoben, soweit die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Amtsgerichts Montabaur vom 7. Dezember 2010 zurückgewiesen worden ist.
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsrechtszugs , an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand


1
Der Kläger verlangt von der Beklagten, einem Telekommunikationsunternehmen , Schadensersatz, weil er seinen Internetanschluss für längere Zeit nicht nutzen konnte. Der Kläger hatte mit der Rechtsvorgängerin der Beklagten (im Folgenden werden die Beklagte und ihre Rechtsvorgängerin einheitlich als Beklagte bezeichnet) einen Vertrag über die Bereitstellung eines DSL-Anschlusses geschlossen, über den er auch seinen Telefon- und Telefaxverkehr abwickelte (Voice und Fax over IP). Zum 15. Dezember 2008 vereinbarten die Vertragsparteien einen Tarifwechsel. Ab diesem Datum war der Anschluss des Klägers jedoch unterbrochen. Nachdem es die Beklagte trotz mehrfacher Mahnungen nicht vermocht hatte, die Verbindung mit dem Internet wieder herzustellen , kündigte der Kläger den bestehenden Vertrag und wechselte zu einem anderen Diensteanbieter. Dieser nahm die Aufschaltung des Anschlusses an sein Netz am 16. Februar 2009 vor.
2
Der Kläger verlangt von der Beklagten den Ausgleich der Mehrkosten, die infolge des Vertragsschlusses mit dem anderen Anbieter (427,50 €) und für die Nutzung eines Mobiltelefons zwischen dem 15. Dezember 2008 und dem 16. Februar 2009 (30 €) anfielen. Zudem beansprucht er Schadensersatz für den Fortfall der Möglichkeit, seinen DSL-Anschluss während dieses Zeitraums für die Festnetztelefonie sowie für den Telefax- und Internetverkehr zu nutzen. Hierfür verlangt er 50 € täglich, mithin insgesamt 3.150 €.
3
Das Amtsgericht hat dem Kläger 457 € für das höhere, bei dem anderen Diensteanbieter anfallende Entgelt sowie für die Kosten der Mobilfunknutzung zuerkannt. Im Übrigen hat es die Klage abgewiesen. Die Berufung des Klägers und die Anschlussberufung der Beklagten sind ohne Erfolg geblieben. Mit seiner vom Berufungsgericht für ihn zugelassenen Revision verfolgt der Kläger seinen auf Schadensersatz für die entgangenen Nutzungsmöglichkeiten seines DSL-Anschlusses gerichteten Anspruch weiter.

Entscheidungsgründe


4
Die zulässige Revision ist begründet. Sie führt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils, soweit es den Kläger beschwert, und zur Zurückverweisung der Sache an die Vorinstanz.

I.


5
Das Berufungsgericht hat gemeint, eine Nutzungsentschädigung für den Ausfall seines Telekommunikationsanschlusses stehe dem Kläger nicht zu. Eine derartige Entschädigung sei dem Geschädigten nur dann zu gewähren, wenn ihm Güter, deren Verfügbarkeit für die eigenwirtschaftliche Lebenshaltung von zentraler Bedeutung seien, nicht zur Verfügung stünden. Dies gelte auch für vertragliche Nutzungsmöglichkeiten. Die tägliche Verfügbarkeit eines Faxgeräts sei im Privatbereich nicht als überragendes Gut für die eigenwirtschaftliche Lebensführung anzusehen, weil es nicht allzu häufig erforderlich sei. Anders könne es sich mit dem Telefonfestnetzanschluss und dem Internetzugang verhalten. Insoweit sei es durchaus diskutabel, die überragend wichtige Bedeutung für die eigenwirtschaftliche Lebensführung zu bejahen. Jedoch habe der Kläger ein Mobiltelefon als Ersatz für den ausgefallenen Anschluss eingesetzt und die hierdurch entstandenen Kosten als Schadensposition geltend gemacht. Ein so genanntes Handy - zumindest neuere Modelle - böten auch die Möglichkeit, das Internet zu nutzen und insbesondere E-Mails zu senden und zu empfangen. Auch wenn der Handyersatz für den Nutzer weniger komfortabel sei, sei es, ähnlich wie der Mietwagen für das beschädigte und dadurch ausgefallene Kraftfahrzeug , eine Möglichkeit, den Ausfall des Festnetzanschlusses und des Internetzugangs aufzufangen. Ein Schaden entstehe dem Kunden daher nicht, weil die erforderlichen Mehrkosten zu ersetzen seien. Unabhängig davon, dass nach diesen Erwägungen ein Ersatz schon dem Grunde nach ausscheide, sei die geltend gemachte Höhe der Forderung erheblich überzogen. Diese habe sich bei Ausfall von Festnetz- und Internetanschluss an dem Betrag der monatlich für einen solchen Anschluss aufgewandten Gebühren zu orientieren. Dies sei hier die von den Parteien vereinbarte monatliche Flat-Gebühr von 24,90 € pro Monat.

II.


6
Dies hält der rechtlichen Nachprüfung nicht in allen Punkten stand.
7
1. Da das Berufungsgericht die Revision beschränkt auf die Schadenshöhe zugelassen hat, hat der Senat bei seiner Entscheidung ohne weiteres davon auszugehen, dass der Kläger dem Grunde nach einen Schadensersatzanspruch gemäß § 280 BGB hat, weil die Beklagte ihre vertraglich vereinbarten Pflichten schuldhaft verletzte, indem sie die ihr obliegende Leistung im Zeitraum vom 15. Dezember 2008 bis zum 16. Februar 2009 nicht erbrachte.
8
2. Der Auffassung der Vorinstanz, der Kläger könne für den durch die Unterbrechung des DSL-Anschlusses verursachten Fortfall der Möglichkeit, das Festnetztelefon, das Telefaxgerät und mittels seines Computers das Internet zu nutzen, keinen Schadensersatz verlangen, der über den Ersatz der Mehrkosten für den Anschluss bei dem anderen Diensteanbieter und für den Einsatz des Mobiltelefons hinausgehe, vermag der Senat nicht beizutreten.
9
a) Ersatz für den Ausfall der Nutzungsmöglichkeit eines Wirtschaftsguts kommt für einen der vermögensmehrenden, erwerbswirtschaftlichen Verwendung vergleichbaren eigenwirtschaftlichen, vermögensmäßig erfassbaren Einsatz der betreffenden Sache in Betracht. Der Ersatz für den Verlust der Möglichkeit zum Gebrauch einer Sache muss grundsätzlich Fällen vorbehalten bleiben , in denen die Funktionsstörung sich typischerweise als solche auf die materiale Grundlage der Lebenshaltung signifikant auswirkt. Andernfalls bestünde die Gefahr, unter Verletzung des § 253 BGB die Ersatzpflicht auf Nichtvermögensschäden auszudehnen. Auch würde dies mit den Erfordernissen von Rechtssicherheit und Berechenbarkeit des Schadens in Konflikt geraten (z.B. BGH, Urteil vom 10. Juni 2008 - VI ZR 248/07, NJW-RR 2008, 1198 Rn. 7). Deshalb beschränkt sich der Nutzungsausfallersatz auf Sachen, deren ständige Verfügbarkeit für die eigenwirtschaftliche Lebenshaltung typischerweise von zentraler Bedeutung ist (BGH, Großer Senat für Zivilsachen, Beschluss vom 9. Juli 1986 - GSZ 1/86, BGHZ 98, 212, 222 f; BGH, Urteil vom 10. Juni 2008 aaO) und bei denen die Nutzungseinbußen an objektiven Maßstäben gemessen werden können (BGH, Urteil vom 10. Juni 2008 aaO). Der Tatrichter soll den Schadensersatz nicht an unkontrollierbaren subjektiven Wertschätzungen festmachen müssen, die ihm der Geschädigte angibt, sondern an Werten, die der Verkehr dem Interesse an der konkreten Nutzung beimisst (BGH aaO; vgl. auch BGH, Großer Senat für Zivilsachen aaO S. 222 ff). Hierzu kann auf die Verkehrsanschauung abgehoben werden, wenn diese auch nicht darüber entscheiden kann, wo die Grenze des § 253 BGB verläuft (BGH, Urteil vom 10. Juni 2008 aaO; vgl. auch BGH, Urteil vom 15. November 1983 - VI ZR 269/81, BGHZ 89, 60, 62 f mwN).
10
Bei der Prüfung, ob nach der Verkehrsauffassung der vorübergehende Verlust der Nutzungsmöglichkeit eines Gegenstandes als wirtschaftlicher Scha- den gewertet werden kann, ist ein strenger Maßstab anzulegen. Das verlangt die in § 253 BGB getroffene gesetzgeberische Entscheidung, wonach immaterieller Schaden nur ausnahmsweise, nämlich in den gesetzlich geregelten Fällen , zu ersetzen ist (BGH, Urteil vom 10. Juni 2008 aaO Rn. 9). Dieser restriktive Maßstab hat dazu geführt, dass der Bundesgerichtshof mehrfach für den Nutzungsausfall von Gegenständen eine Entschädigungspflicht verneint hat (vgl. Urteile vom 10. Juni 2008 aaO Rn. 10 ff - Wohnmobil; 15. November 1983 aaO S. 64 - Motorsportboot; vom 15. Dezember 1982 - VIII ZR 315/80, BGHZ 86, 128 - Wohnwagen; vom 28. Februar 1980 - VII ZR 183/79, BGHZ 76, 179 - privates Schwimmbad und vom 12. Februar 1975 - VIII ZR 131/73, BGHZ 63, 393 - Pelzmantel). In den genannten Fällen ist die Zuerkennung eines Entschädigungsanspruchs für den Nutzungsverlust letztlich daran gescheitert, dass sich der zeitweise Verlust unter Berücksichtigung der Verkehrsauffassung nicht als wirtschaftlicher Schaden dargestellt hat, sondern als individuelle Genussschmälerung und damit als nicht vermögensrechtlicher Schaden. Demgegenüber hat der Bundesgerichtshof eine Entschädigung für den Fortfall der Nutzungsmöglichkeit etwa von Kraftfahrzeugen (st. Rspr. z.B. Senatsurteil vom 30. September 1963 - III ZR 137/62, BGHZ 40, 345, 348 ff; BGH, Urteile vom 10. Juni 2008 aaO Rn.6 mwN und vom 15. April 1966 - VI ZR 271/64, BGHZ 45, 212, 215), Wohnhäusern (z.B. BGH, Großer Senat für Zivilsachen aaO S. 224) und Ferienwohnungen (z.B. BGH, Urteil vom 16. September 1987 - IVb ZR 27/86, BGHZ 101, 325, 334) bejaht. In der Rechtsprechung der Instanzgerichte wurde darüber hinaus ein Nutzungsausfallersatz zum Beispiel für Kücheneinrichtungen (LG Osnabrück, NJW-RR 1999, 349; LG Kiel NJW-RR 1996, 559), Fahrräder (KG, NJW-RR 1993, 1438) sowie Fernsehgeräte (OLG München NJW-RR 2010, 1112, 1113) zuerkannt und für einen Personal Computer und einen Laptop für möglich gehalten (OLG München, VersR 2010, 1229, 1230).
11
b) Gemessen an den vorstehenden abstrakten Kriterien und unter Berücksichtigung der hierzu ergangenen Rechtsprechung ist die Frage, ob dem Kläger für den zeitweisen Fortfall der in Rede stehenden Nutzungsmöglichkeiten Schadensersatz zu leisten ist, differenziert zu beantworten.
12
aa) Keinen Ersatz kann er für die entfallene Möglichkeit, sein Telefaxgerät zu nutzen, beanspruchen. Ein solcher Apparat ist zumindest im privaten Bereich bei Anwendung des gebotenen strengen Maßstabs kein Wirtschaftsgut, dessen ständige Verfügbarkeit für den Einzelnen bei seiner eigenwirtschaftlichen Lebenshaltung typischerweise von zentraler Bedeutung ist und dessen Funktionsstörung sich als solche auf die materiale Grundlage der Lebenshaltung signifikant auswirkt. Das Telefaxgerät dient der Fernübertragung von Abbildungen , zu denen insbesondere auch Texte gehören. Die Übermittlung der Bilder mittels Signalen über Telekommunikationsnetze (vgl. § 3 Nr. 24, 27 TKG) ersetzt dabei die Versendung von Ausdrucken oder Datenträgern auf dem herkömmlichen Post- oder Kurierweg. Die Telefaxtechnik weist gegenüber diesem den Vorteil auf, dass der Versand weniger aufwändig ist, da das Einlegen in Umschläge, das Adressieren, das Frankieren und der Einwurf in einen Briefkasten beziehungsweise Übergabe an einen Kurierdienst entfallen. Zudem erfolgt der Transport erheblich schneller, und durch den Ausdruck eines Sendeberichts kann sich der Absender leichter als bei Nutzung der gewöhnlichen Post vergewissern , ob die Sendung den Adressaten erreicht hat. Für den Empfänger einer Fernkopie hingegen wirkt sich lediglich der Zeitgewinn aus. Die Vorteile des Telefaxverkehrs gegenüber der Inanspruchnahme der klassischen Transportwege stellen lediglich Erleichterungen dar, die sich in einem höheren Komfort für die Versender und einer Beschleunigung der Übermittlung erschöpfen. Fällt der Fernkopierer aus, ist damit für den Nutzer lediglich ein vergleichsweise geringes Maß an Umständlichkeit verbunden, das sich nicht signifikant auf seine Lebensgestaltung auswirkt. Hinzu tritt, dass die Nutzung des Telefaxes mittlerweile an Bedeutung verliert, weil es zunehmend - und zwar auch im Rechtsverkehr beim Abschluss von (Verbraucher-)Geschäften des täglichen Lebens (vgl. § 126b BGB) - durch die Versendung von Text- und Bilddateien mit elektronischer Post verdrängt wird.
13
bb) Zumindest im Ergebnis ist dem Berufungsgericht auch darin beizupflichten , dass der Kläger keinen Anspruch auf Schadensersatz hat, soweit er sein Festnetztelefon infolge der Unterbrechung des DSL-Anschlusses nicht nutzen konnte.
14
Dass die Nutzungsmöglichkeit des Telefons ein Wirtschaftsgut ist, dessen ständige Verfügbarkeit für die Lebensgestaltung von zentraler Bedeutung ist, versteht sich allerdings seit Jahrzehnten von selbst und bedarf keiner näheren Begründung (vgl. nur Erwägungsgründe Nr. 4, 7 bis 10 und insbesondere 14 der Richtlinie 2002/22/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. März 2002 über den Universaldienst und Nutzerrechte bei elektronischen Kommunikationsnetzen und -diensten - Universaldienstrichtlinie -, ABl. EG vom 24. April 2002, Nr. L 108/51).
15
Die Ersatzpflicht des Schädigers für die entgangene Möglichkeit, Nutzungsvorteile aus einem Wirtschaftsgut zu ziehen, entfällt jedoch, wenn dem Geschädigten ein in etwa gleichwertiger Ersatzgegenstand zur Verfügung steht und ihm die gegebenenfalls entstehenden Kosten für dessen Anmietung ersetzt werden (BGH, Urteil vom 4. Dezember 2007 - VI ZR 241/06, NJW 2008, 913 Rn. 10), da es in diesem Fall an der notwendigen fühlbaren Beeinträchtigung während des maßgeblichen Zeitraums fehlt (siehe hierzu z.B. Senatsurteil vom 13. Dezember 1965 - III ZR 62/64, NJW 1966, 589, 590; BGH, Urteil vom 4. De- zember 2007 aaO sowie Urteile vom 28. Januar 1975 - VI ZR 143/73, NJW 1975, 922, 923 und vom 15. April 1966 - VI ZR 271/64, BGHZ 45, 212, 219). Eine solche Konstellation liegt nach der von Rechts wegen nicht zu beanstandenden tatrichterlichen Würdigung des Berufungsgerichts vor. Das vom Kläger genutzte Mobilfunkgerät konnte das ausgefallene Festnetztelefon vollständig ersetzen, soweit er selbst Verbindungen zu anderen Teilnehmern herstellte. Allerdings war die Erreichbarkeit des Klägers behindert. Er musste, da er das Mobiltelefon samt SIM-Karte nach den Feststellungen der Vorinstanzen erst aus Anlass der Unterbrechung seines Internetzugangs beschafft hatte, seinen potentiellen Anrufern nach dem 15. Dezember 2008 zunächst seine Mobilfunknummer übermitteln, um angerufen werden zu können. Dies war sicherlich mit einer nicht unerheblichen Lästigkeit verbunden, die es auch gerechtfertigt hätte, einen Telefonvertrag aus wichtigem Grund zu kündigen (§ 626 Abs. 1 BGB). Bei der Beurteilung, ob ein vorhandener Ersatzgegenstand gleichwertig ist, ist jedoch eine objektivierte, typisierende Betrachtungsweise geboten. Da auch im privaten Bereich die Nutzung von Mobilfunkgeräten mittlerweile nahezu flächendeckend neben den Gebrauch des Festnetztelefons tritt und diesen teilweise sogar ersetzt, sind innerhalb des Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreises in aller Regel auch die Mobilfunknummern verbreitet. Ebenso werden sie im geschäftlichen Verkehr (auch) von Verbrauchern - sofern überhaupt die Telefonnummer abgefragt oder mitgeteilt wird - häufig zusätzlich oder alternativ zur Nummer des Festnetzanschlusses angegeben. Danach ist die telekommunikative Erreichbarkeit bei Ausfall des Festnetztelefons im Allgemeinen nur geringfügig eingeschränkt. Ein Mobilfunkgerät ist deshalb bei der erforderlichen , von den subjektiven Besonderheiten des einzelnen Geschädigten losgelösten Betrachtung ein im Wesentlichen gleichwertiger Ersatz für die Unterbrechung der Festnetztelefonverbindung.
16
cc) Demgegenüber kann der Kläger Schadensersatz für den Fortfall der Möglichkeit verlangen, seinen Internetzugang für weitere Zwecke als für den Telefon- und Telefaxverkehr zu nutzen.
17
(1) Die Nutzbarkeit des Internets ist ein Wirtschaftsgut, dessen ständige Verfügbarkeit seit längerer, jedenfalls vor dem hier maßgeblichen Jahreswechsel 2008/2009 beginnender Zeit auch im privaten Bereich für die eigenwirtschaftliche Lebenshaltung typischerweise von zentraler Bedeutung ist und bei dem sich eine Funktionsstörung als solche auf die materiale Grundlage der Lebenshaltung signifikant auswirkt. Das Internet stellt weltweit umfassende Informationen in Form von Text-, Bild-, Video- und Audiodateien zur Verfügung. Dabei werden thematisch nahezu alle Bereiche abgedeckt und verschiedenste qualitative Ansprüche befriedigt. So sind etwa Dateien mit leichter Unterhaltung ebenso abrufbar wie Informationen zu Alltagsfragen bis hin zu hochwissenschaftlichen Themen. Dabei ersetzt das Internet wegen der leichten Verfügbarkeit der Informationen immer mehr andere Medien, wie zum Beispiel Lexika, Zeitschriften oder Fernsehen. Darüber hinaus ermöglicht es den weltweiten Austausch zwischen seinen Nutzern, etwa über E-Mails, Foren, Blogs und soziale Netzwerke. Zudem wird es zunehmend zur Anbahnung und zum Abschluss von Verträgen, zur Abwicklung von Rechtsgeschäften und zur Erfüllung öffentlich-rechtlicher Pflichten genutzt (von der unübersehbaren Vielfalt z.B. nur: Fernabsatzkäufe, Hotel-, Bahn- und Flugbuchungen, Erteilung von Überweisungsaufträgen , Abgabe von Steuererklärungen, An- und Abmeldung der Strom-, Gas- und Wasserversorgung sowie der Müllabfuhr, Verifikation von Bescheinigungen ). Nach dem unbestritten gebliebenen Sachvortrag des Klägers bedienen sich nahezu 70 % der Einwohner Deutschlands des Internets,wobei dreiviertel hiervon es sogar täglich nutzen. Damit hat sich das Internet zu einem die Lebensgestaltung eines Großteils der Bevölkerung entscheidend mitprä- genden Medium entwickelt, dessen Ausfall sich signifikant im Alltag bemerkbar macht. Die Unterbrechung des Internetzugangs hat typischerweise Auswirkungen , die in ihrer Intensität mit dem Fortfall der Möglichkeit, ein Kraftfahrzeug zu nutzen, ohne weiteres vergleichbar sind.
18
(2) Das Berufungsgericht hat die grundsätzliche Ersatzfähigkeit des Nutzungsausfalls eines Internetzugangs unterstellt, den insoweit vom Kläger erhobenen Schadensersatzanspruch jedoch mit der Begründung scheitern lassen, diesem habe mit dem Mobiltelefon ein Ersatz zur Verfügung gestanden. Dies hält der rechtlichen Nachprüfung nicht stand.
19
Im Ausgangspunkt zutreffend ist zwar, dass die Ersatzpflicht des Schädigers für die entgangene Möglichkeit, Nutzungsvorteile aus einem Wirtschaftsgut zu ziehen, entfällt, wenn dem Geschädigten ein in etwa gleichwertiger Ersatzgegenstand zur Verfügung steht und ihm die gegebenenfalls entstehenden Kosten für dessen Anmietung ersetzt werden (siehe oben Buchst. bb). Richtig ist ferner, dass mit bestimmten Mobilfunkgeräten auch eine einigermaßen komfortable Internetnutzung möglich ist (etwa mit so genannten Smartphones). Die Feststellung des Berufungsgerichts, das von dem Kläger im maßgeblichen Zeitraum verwendete Mobilfunkgerät sei internetfähig gewesen und habe daher den unterbrochenen Festnetzzugang ersetzen können, beruht jedoch, wie die Revision mit Recht rügt, auf einem Verfahrensfehler. Weder dem Sachvortrag des Klägers noch dem der Beklagten ist zu entnehmen, dass das vom Kläger ersatzweise verwendete Mobiltelefon über diese Funktion verfügte. Insbesondere der von der Revisionserwiderung insoweit angeführte Schriftsatz vom 31. Mai 2011 enthält keinen Vortrag zu den Funktionalitäten und insbesondere zur Internetfähigkeit des Mobilfunkgeräts.
20
Die Zurückverweisung gibt den Parteien die Gelegenheit, ihren Sachvortrag zu diesem Punkt zu ergänzen, und dem Berufungsgericht sodann die Möglichkeit , die notwendigen Feststellungen nachzuholen.
21
3. Für das weitere Verfahren weist der Senat hinsichtlich der Höhe des dem Kläger möglicherweise zustehenden Ersatzanspruchs auf Folgendes hin:
22
Bei der Bemessung des Schadensersatzes kann nicht ohne Weiteres der Betrag zugrunde gelegt werden, den der Eigentümer für die Anmietung einer Ersatzsache zur Überbrückung der Ausfallzeit hätte aufbringen müssen, weil es nicht um das Reparationsinteresse, sondern um das Kompensationsinteresse geht. Dieses richtet sich nicht danach, was der Eigentümer an Kosten erspart hat, sondern danach, was die Einsatzfähigkeit der Sache für den Eigengebrauch dem Verkehr in Geld wert ist (BGH, Großer Senat für Zivilsachen, Beschluss vom 9. Juli 1986 - BGHZ 98, 212, 225; BGH, Urteil vom 16. September 1987 - IVb ZR 27/86, BGHZ 101, 325, 335). Neben den anteiligen Vorhaltekosten , die im vorliegenden Fall allerdings wohl keinen geeigneten Maßstab darstellen dürften, können der Schadensbemessung im Ausgangspunkt gleichwohl Wertmaßstäbe des Verkehrs für eine entgeltliche Gebrauchsüberlassung zugrunde gelegt werden (BGH, Großer Senat für Zivilsachen, aaO S. 225 f; BGH, Urteil vom 16. September 1987 aaO). Als Maßstab bei dem Entzug von Sachen ist hiernach der fiktive Mietpreis anzusetzen, der jedoch von allen auf Gewinnerzielung gerichteten und sonstigen, eine erwerbswirtschaftliche Nutzung betreffenden Wertfaktoren zu bereinigen ist (BGH, Urteil vom 16. September 1987 aaO). Auf die vorliegende Fallgestaltung übertragen bedeutet dies, dass der Kläger einen Betrag verlangen kann, der sich nach den marktüblichen, durchschnittlichen Kosten richtet, die für die Bereitstellung eines DSL-Anschlusses mit der vereinbarten Kapazität ohne Telefon- und Faxnutzung für den betreffen- den Zeitraum angefallen wären, abzüglich der vorgenannten Positionen (vgl. Bamberger/Roth/Schubert, BGB, 3. Aufl., § 249 Rn. 32, 38;MünchKommBGB/ Oetker, 6. Aufl., § 249 Rn. 79; Palandt/Grüneberg, BGB, 71. Aufl., § 249 Rn. 52). Gegenzurechnen ist das Entgelt, das der Kläger während des Ausfalls des Anschlusses der Beklagten gemäß § 326 Abs. 1 Satz 1 BGB nicht zu leisten brauchte. Bei der Berechnung der Differenz wird zu beachten sein, dass die Tarife für einen lediglich kurzzeitig bereit gestellten DSL-Anschluss pro Tag regelmäßig erheblich über denjenigen liegen, die bei einer langfristigen Vertragsbindung , wie sie die Parteien eingegangen sind, vereinbart werden.
Schlick Herrmann Hucke
Tombrink Remmert
Vorinstanzen:
AG Montabaur, Entscheidung vom 07.12.2010 - 5 C 442/10 -
LG Koblenz, Entscheidung vom 07.03.2012 - 12 S 13/11 -

Die Revision der Kl. gegen das Urteil der 8. Zivilkammer des LG Kiel vom 6. 11. 2003 wird auf ihre Kosten zurückgewiesen.

Von Rechts wegen


Tatbestand:


Die Kl. macht gegen die Bekl. zu 1 als Kfz-Versicherer und die Bekl. zu 2 als Fahrerin des gegnerischen Fahrzeuges restlichen Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 25. 5. 2002 geltend. Dabei wurde der PKW der Kl., ein zum Unfallzeitpunkt 16 Jahre alter Mercedes Benz 200 D mit einer Laufleistung von ca. 164.000 km, beschädigt. Die volle Haftung der Bekl. steht dem Grunde nach außer Streit. Die Parteien streiten noch um die Höhe der Nutzungsausfallentschädigung sowie um einen merkantilen Minderwert des Fahrzeuges der Kl. infolge des Verkehrsunfalls. Die Bekl. zu 1 hat der Kl. für 10 Tage Nutzungsausfall lediglich eine Entschädigung für Vorhaltekosten in Höhe von 25 € pro Tag, insgesamt 250 €, gezahlt. Das AG hat das Begehren der Kl. auf Zahlung weiterer 404,50 € für den Nutzungsausfall und auf Zahlung von 248,68 € für einen merkantilen Minderwert abgewiesen. Auf die Berufung der Kl. hat ihr das LG weitere 90 € als Nutzungsausfallentschädigung zuerkannt. Mit ihrer vom LG zugelassenen Revision verfolgt die Kl. ihr Klagebegehren weiter, soweit ihm das BerGer. nicht entsprochen hat.


Entscheidungsgründe:

I.

Das BerGer. führt aus, der Anspruch der Kl. auf Nutzungsausfallentschädigung für ihr Fahrzeug, das sich zum Unfallzeitpunkt nach Einschätzung des Gutachters in einem guten Pflegezustand befunden habe, sei trotz seines Alters und seiner Laufleistung nicht auf Ersatz der Vorhaltekosten beschränkt, sondern richte sich nach den Tabellen von Sanden/Danner/Küppersbusch. Dabei müsse jedoch berücksichtigt werden, dass der Berechnung der Nutzungswerte der dort aufgeführten Fahrzeuggruppen Mietsätze für Neufahrzeuge zugrundegelegt seien, die ihrem Nutzer den Vorteil höherer Sicherheit und geringeren Kraftstoffverbrauches böten. Deshalb sei gem. § 287 ZPO in der Tabelle eine Herabstufung um zwei Gruppen gerechtfertigt, wodurch sich die Nutzungsausfallentschädigung für das Fahrzeug der Kl. nicht nach der Gruppe E, sondern nach der Gruppe C mit einem Tagessatz von 34 € richte. Abzüglich der bereits gezahlten 250 € stehe der Kl. mithin für 10 Tage Nutzungsausfall ein weiterer Betrag von 9 € pro Tag, also insgesamt 90 € zu. Ein Anspruch auf Ausgleich eines merkantilen Minderwerts könne der Kl. angesichts des hohen Alters, der hohen Laufleistung und des geringen Wiederbeschaffungswertes von 2.100 € trotz des guten Pflegezustandes ihres Fahrzeuges nicht zuerkannt werden. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass der Schaden nur nicht tragende Teile des Fahrzeugs betroffen habe.

II.

Das Berufungsurteil hält revisionsrechtlicher Überprüfung stand.

1. Soweit die Revision meint, das Berufungsurteil sei bereits deshalb aufzuheben, weil sich aus ihm die Anträge der Kl. nicht ergäben, kann dem nicht gefolgt werden. Zwar kann auch nach neuem Recht auf die Aufnahme der Berufungsanträge grundsätzlich nicht verzichtet werden. Eine wörtliche Wiedergabe ist jedoch nicht erforderlich. Es genügt, dass aus dem Zusammenhang der Ausführungen des BerGer. sinngemäß deutlich wird, was der Berufungskläger mit seinem Rechtsmittel erstrebt hat (vgl. BGHZ 154, 99, 100 f.; 156, 97, 99; Senatsurteile vom 30. 9. 2003 VI ZR 438/02 VersR 2004, 259, 260; und vom 10. 2. 2004 VI ZR 94/03 VersR 2004, 881, 882 m.w. Nachw.; BGH, Urteil vom 13. 1. 2004 XI ZR 5/03 NJW-RR 2004, 573, 574 m.w. Nachw.). Das Begehren der Kl. in der Berufungsinstanz ist hier eindeutig dem Satz des Berufungsurteils zu entnehmen: „Mit der Berufung verfolgt die Kl. ihren ursprünglichen Klageantrag auf Zahlung von 653,18 € weiter“.

2. Entgegen der Auffassung der Revision läßt das Berufungsurteil hinsichtlich der zugesprochenen Nutzungsausfallentschädigung keinen Rechtsfehler zum Nachteil der Kl. erkennen.

a) Das BerGer. ist zutreffend davon ausgegangen, dass dem Eigentümer eines privat genutzten PKW, der durch einen Eingriff die Möglichkeit zur Nutzung verliert, grundsätzlich ein Anspruch auf Ersatz seines Nutzungsausfallschadens zusteht (vgl. Senatsurteile BGHZ 45, 212 ff.; 56, 214, 215 f.; GSZ BGHZ 98, 212 f.; BGH, Urteil vom 20. 10. 1987 X ZR 49/86 NJW 1988, 484, 485 f.). Die Bemessung der Höhe des Anspruchs ist dabei in erster Linie Sache des nach § 287 ZPO besonders frei gestellten Tatrichters. Es ist nicht Aufgabe des RevGer., dem Tatrichter eine bestimmte Berechnungsmethode bindend vorzuschreiben, zumal einzelne Faktoren der speziellen Schadensberechnung zeitbedingt sind. Soweit es sich allerdings um typische Fälle handelt, muss die Schätzung im Interesse gleichmäßiger Handhabung rechtlich daraufhin überprüft werden, ob sie den Gegenstand des zu entschädigenden Vermögensnachteils beachtet und nicht zu einer grundlosen Bereicherung des Geschädigten oder zu einem verkappten Ausgleich immateriellen Schadens führt (vgl. Senatsurteil BGHZ 56, 214, 218). Als eine in diesem Sinne geeignete Methode der Schadensschätzung hat der BGH die von der Rechtsprechung herangezogenen Tabellen von Sanden/Danner (jetzt: Sanden/Danner/Küppersbusch) anerkannt (vgl. Senatsurteile BGHZ 56, 214, 217, 219 f.; vom 3. 6. 1969 VI ZR 27/68 VersR 1969, 828, 830; BGH, Urteil vom 20. 10. 1987 X ZR 49/86 aaO). Die Tabellen gehen von durchschnittlichen Mietsätzen für PKW aus als einem vom Markt anerkannten Maßstab für die Bewertung der Gebrauchsmöglichkeit eines Kraftfahrzeuges. Da bei der Nutzungsausfallentschädigung jedoch lediglich entgangene Gebrauchsvorteile für die „eigenwirtschaftliche Verwendungsplanung“ zu ersetzen sind (Senatsurteil BGHZ 56, 214, 215; GSZ BGHZ 98, 212, 225), es also um Kompensation und nicht um die Wahrung des Integritätsinteresses geht, müssen die Mietpreise um die spezifisch die erwerbswirtschaftliche Nutzung betreffenden Wertfaktoren zuverlässig bereinigt werden (vgl. GSZ BGHZ 98, 212, 214, 225; Senatsurteile BGHZ 45, 212, 220 und vom 3. 6. 1969 VI ZR 27/68 aaO, 829). Diesen Anforderungen wird in den Tabellen von Sanden/Danner/Küppersbusch dadurch hinreichend Rechnung getragen, dass die Mietpreise um die Gewinnspannen des Vermieters und die bei einer privaten Nutzung nicht anfallenden Kosten für Verwaltung, Vermittlungsprovisionen, erhöhte Abnutzung und erhöhte Versicherungsprämien gekürzt werden. Der danach verbleibende Betrag liegt bei 35 bis 40% der üblichen Miete und 200 bis 400% der Vorhaltekosten (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, 63. Aufl., Vorbemerkung vor § 249 Rdnr. 23; Wussow/Karczewski, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl., Kap. 41 Rdnr. 44; Born, NZV 1993, 1, 5; Küppersbusch, Beilage zu NJW Heft 10/2002). Der Senat hat zwar in einer älteren Entscheidung vom 18. 5. 1971 (BGHZ 56, 214, 221) ausgeführt, dass die Nutzungsausfallentschädigung die Vorhaltekosten nur maßvoll übersteigen soll und eine reichliche Verdoppelung der Vorhaltekosten zu hoch sei (vgl. auch GSZ BGHZ 98, 212, 226). Dies beruhte jedoch auf anderen tatsächlichen Grundlagen, als sie heute vorzufinden sind. Während im Jahre 1975 beispielsweise nach der Tabelle von Sanden/Danner in der Regel eine Verdoppelung der Vorhaltekosten knapp verfehlt wurde (vgl. VersR 1975, 972 ff.), gelangen die aktuellen Tabellen nach demselben Berechnungsmodell zu höheren Ergebnissen, was im wesentlichen auf die im Vergleich zu den Vorhaltekosten stärker gestiegenen Mietwagenpreise zurückzuführen sein dürfte. Diese Marktentwicklung darf bei der Bemessung der Nutzungsausfallentschädigung nicht unberücksichtigt bleiben, weil den Mietwagenpreisen Anhaltspunkte für den Wert der Gebrauchsmöglichkeit entnommen werden können (vgl. Senatsurteil vom 3. 6. 1969 VI ZR 27/68 aaO sowie die Nachweise bei GSZ BGHZ 98, 212, 214 und 225).

b) Nicht einheitlich beurteilt wird die Frage, wie die Nutzungsausfallentschädigung bei älteren PKW wie im Streitfall zu bemessen ist.

Zum Teil wird in der Rechtsprechung und Literatur eine pauschale, allein am Alter orientierte Herabstufung älterer Fahrzeuge abgelehnt. Entweder wird auf einen Abschlag von der Nutzungsausfallentschädigung für ein vergleichbares Neufahrzeug prinzipiell verzichtet oder es werden Abstriche nur unter Berücksichtigung des Einzelfalls bei Vorliegen besonderer Umstände gemacht, etwa bei erheblichen Mängeln oder bei sonstigen erheblichen Einschränkungen des Nutzungswertes (vgl. OLG Celle, VersR 1973, 281; KG, VersR 1981, 536; OLG Frankfurt, DAR 1983, 165; OLG Stuttgart, VersR 1988, 851; KG, VRS 86, 24, 28 f.; OLG Karlsruhe, VersR 1989, 269, 270; OLG Schleswig, VersR 1993, 1124, 1125; OLG Naumburg, ZfS 1995, 254, 255; OLG Hamm, DAR 2000, 265, 267; LG Bad Kreuznach, NJW-RR 1988, 1303). Häufig wird auch zusätzlich zur Vermeidung einer Herabstufung berücksichtigt, ob sich das Fahrzeug in einem guten Erhaltungszustand befindet (OLG Koblenz, ZfS 1989, 300, 301; OLG Schleswig, VersR 1993, 1124, 1125; LG Berlin, DAR 1998, 354, 355; LG Kiel, NJW-RR 2001, 1606, 1607; Becker-Böhme, Kraftverkehrs-Haftpflicht-Schäden, 22. Aufl., D 68; Hillmann, ZfS 2001, 341, 342).

Diese Auffassungen werden im wesentlichen damit begründet, dass auch ein älteres Kraftfahrzeug in einem entsprechenden Erhaltungszustand für den Eigentümer den gleichen Nutzen im Rahmen der eigenwirtschaftlichen Lebensführung haben könne wie ein Neufahrzeug.

Eine andere Meinung in der Rechtsprechung und Literatur befürwortet demgegenüber ebenso wie die Bearbeiter der Tabelle selbst (vgl. Danner/Küppersbusch, NZV 1989, 11 f.; Küppersbusch, Beilage zu NJW Heft 10/2002, S. 3; DAR 2004, 1 ff.) eine Herabstufung innerhalb der Gruppen der Tabelle und zwar bei PKW, die älter als fünf Jahre sind, um eine Gruppe und bei Fahrzeugen mit einem Alter von über 10 Jahren um eine weitere Gruppe (vgl. OLG Frankfurt, DAR 1985, 58; OLG Schleswig, NJW-RR 1986, 775, 776; OLG München, ZfS 1988, 312; OLG Karlsruhe, VersR 1989, 58, 59; ZfS 1993, 304; OLG Hamm, DAR 1994, 24, 26; DAR 1996, 400, 401; OLG Celle, Urteil vom 26. 4. 2001 14 U 130/00 insoweit nicht veröffentlicht in OLGR Celle, 2001, 237; LG Koblenz, ZfS 1990, 10; LG Memmingen, VersR 1990, 864, 865; LG Tübingen, DAR 1991, 183, 184; LG Duisburg, SP 1992, 17; LG Berlin, SP 1992, 341; LG Gießen, SP 1997, 471; LG Hannover, DAR 1999, 211; LG Mainz, VersR 2000, 111; Münchener Kommentar zum BGB/Oetker, 4. Aufl., § 249 Rdnr. 75 m.w. Nachw.; Sanden/Völtz, Sachschadensrecht des Kraftverkehrs, 7. Aufl., Rdnr. 241; Wenker, VersR 2000, 1082, 1083; 111; Wussow/Karczewski, aaO, Kap. 41 Rdnr. 44 m.w. Nachw. sowie die Nachweise bei Küppersbusch, Beilage zu NJW-Heft 10/2002, S. 3 und die Darstellung DAR 2004, 1 ff.).

Dies wird sowohl mit Gesichtspunkten der Abschreibung als auch damit begründet, dass der Nutzungswert eines entsprechend älteren Fahrzeuges in der Regel gegenüber demjenigen eines neueren Fahrzeuges auf Grund der Fortentwicklung der Fahrzeugtechnik wesentlich geringer sei.

c) Der BGH hat bisher nur in einer Entscheidung des X. Zivilsenats vom 20. 10. 1987 X ZR 49/86 (NJW 1988, 484) zu dem Problem der Bemessung einer Nutzungsausfallentschädigung für ein im Rahmen eines Werkvertrages zurückbehaltenes älteres Fahrzeug der Tabelle von Sanden/Danner die Eignung als Schätzungsgrundlage versagt und nur einen Betrag etwa in Höhe der im Einzelfall angemessen erhöhten Vorhaltekosten zugrundegelegt. Der Entscheidung lag jedoch eine mit der vorliegenden nicht vergleichbare Fallgestaltung zugrunde, weil neben dem Alter von nahezu 10 Jahren ausschlaggebend war, dass das Fahrzeug mit zahlreichen erheblichen Mängeln behaftet war, welche den Nutzungswert wesentlich beeinträchtigten. Lediglich zusätzlich wurde darauf abgehoben, dass der dort zu beurteilende Fahrzeugtyp (Fiat 500) in der Liste von Sanden und Danner nicht mehr aufgeführt war, sondern lediglich das stärker motorisierte und deutlich komfortablere Nachfolgemodell (Fiat 126).

d) Spielt hingegen wie im vorliegenden Fall das Alter des PKW eine wesentliche Rolle, so ist der Tatrichter aus Rechtsgründen nicht gehalten, in jedem Einzelfall bei der Beurteilung der entgangenen Gebrauchsvorteile eine aufwendige Berechnung anzustellen, sondern darf grundsätzlich im Rahmen des ihm nach § 287 ZPO bei der Schadensschätzung eingeräumten Ermessens aus Gründen der Praktikabilität und der gleichmäßigen Handhabung typischer Fälle weiterhin mit den in der Praxis anerkannten Tabellen arbeiten, selbst wenn das Fahrzeug darin nicht mehr aufgeführt ist (vgl. auch OLG Frankfurt, DAR 1985, 58; Danner/Küppersbusch, NZV 1989, 11, 12). Das BerGer. geht dabei zutreffend davon aus, dass in diesen Tabellen bei der Berechnung der Nutzungswerte Mietsätze für Neufahrzeuge zugrundegelegt sind, die durch die Entwicklung der Fahrzeugtechnik gegenüber Vorgängermodellen teilweise erhebliche Nutzungsvorteile wie größere Sicherheit (z.B. durch Airbag, ABS, ESP usw.), geringeren Kraftstoffverbrauch trotz besserer Fahrleistungen und höheren (Fahr-)Komfort bieten. Diese Veränderungen spiegeln sich im Kaufpreis und dem hierauf wesentlich basierenden Mietpreis wieder, der wiederum Grundlage der Tabellen und damit Anhaltspunkt für die Bemessung der Entschädigung für den Verlust der Gebrauchsmöglichkeit darstellt. Die Bearbeiter der Tabellen weisen zudem darauf hin, dass es keinen verbreiteten Vermietermarkt für ausgelaufene Modelle gibt und solche Fahrzeuge im Falle einer Vermietung billiger angeboten werden müßten, um konkurrenzfähig zu sein (vgl. Danner/Küppersbusch, aaO, S. 12). Da sich in den um erwerbswirtschaftliche Faktoren bereinigten Mietpreisen die Bewertung der Gebrauchsvorteile für die eigenwirtschaftliche Verwendung eines Kraftfahrzeuges wiederspiegeln (vgl. Senat BGHZ 56, 214, 215; GSZ BGHZ 98, 212, 225), würde es regelmäßig zu einer grundlosen Bereicherung des Geschädigten oder zu einem verkappten Ausgleich immateriellen Schadens führen (vgl. BGHZ 56, 214, 218), wollte man ihn für die entgangenen Gebrauchsvorteile seines in den Tabellen nicht mehr aufgeführten, nicht mehr hergestellten Fahrzeuges so entschädigen, als handelte es sich um ein Neufahrzeug.

e) Gegen die Beurteilung des BerGer., dass solchen Veränderungen des Nutzungswertes durch eine Herabstufung in den jeweiligen Fahrzeuggruppen der Tabellen Rechnung getragen werden kann, ist aus Rechtsgründen nichts zu erinnern. Ab welchem Alter und um wie viele Stufen dies zu geschehen hat, ob alternativ auch die letzte Tabelle herangezogen werden kann, in der das beschädigte Kfz noch aufgeführt worden ist (vgl. Danner/Küppersbusch, aaO, S. 12 m.w. Nachw.) und ab welchem Alter nur noch von den Vorhaltekosten auszugehen ist, braucht hier nicht abschließend entschieden zu werden. Unter den Umständen des vorliegenden Falles, in dem das zu beurteilende Fahrzeug älter als 15 Jahre ist und das BerGer. im Rahmen seines ihm durch § 287 ZPO eingeräumten tatrichterlichen Ermessens nicht nur wie das AG von den Vorhaltekosten ausgegangen ist, sondern lediglich eine Herabstufung in den Tabellen von Sanden/Danner/Küppersbusch um zwei Gruppen vorgenommen hat, ist jedenfalls ein Rechtsfehler zu Lasten der Kl. nicht erkennbar.

3. Entgegen der Auffassung der Revision hat das BerGer. auch ohne Rechtsfehler einen merkantilen Minderwert des Fahrzeuges der Kl. infolge des Verkehrsunfalles verneint.

a) Nach ständiger Rechtsprechung des Senats handelt es sich beim merkantilen Minderwert um eine Minderung des Verkaufswerts, die trotz völliger und ordnungsgemäßer Instandsetzung eines bei einem Unfall erheblich beschädigten Kraftfahrzeuges allein deshalb verbleibt, weil bei einem großen Teil des Publikums, vor allem wegen des Verdachts verborgen gebliebener Schäden, eine den Preis beeinflussende Abneigung gegen den Erwerb unfallbeschädigter Kraftfahrzeuge besteht. Diese Wertdifferenz stellt einen unmittelbaren Sachschaden dar (vgl. Senatsurteile BGHZ 27, 181, 182, 184 f.; 35, 396, 397 f.; vom 30. 5. 1961 VI ZR 139/60 VersR 1961, 707, 708; vom 2. 12. 1966 VI ZR 72/65 VersR 1967, 183; vgl. auch BGHZ 82, 338, 343 f.). An dieser Rechtsprechung hält der erkennende Senat trotz kritischer Stimmen im Schrifttum (vgl. Palandt/Heinrichs, aaO, § 251 Rdnr. 15; Staudinger/Schiemann, BGB, 13. Aufl., § 251 Rdnr. 37 sowie die Nachweise bei von Gerlach, DAR 2003, 49, 52 und Huber, Festschrift Rudolf Welser, S. 303, 309 f.) fest. Der Ausgangspunkt dieser Rechtsprechung, dass auf dem Gebrauchtwagenmarkt Unfallfahrzeuge einen geringeren Preis erzielen als unfallfreie (so auch Sanden/Völtz, Sachschadensrecht des Kraftverkehrs, 7. Aufl., Rdnr. 119; Splitter, DAR 2000, 49), weil verborgene technische Mängel nicht auszuschließen sind und das Risiko höherer Schadensanfälligkeit infolge nicht fachgerechter Reparatur besteht (so bereits Senatsurteile BGHZ 35, 396, 398 und vom 30. 5. 1961 VI ZR 139/60 aaO), trifft trotz aller Fortschritte der Reparaturtechnik nach wie vor zu, zumal die technische Entwicklung im Fahrzeugbau insoweit auch höhere Anforderungen stellt (vgl. Eggert, VersR 2004, 280, 282; von Gerlach, aaO, 52 f. m.w. Nachw.; Hörl, ZfS 1999, 46, 47; ders., NZV 2001, 175, 176; Huber, aaO, 312 ff., 334).

b) Der Senat hat bisher nicht abschließend entschieden, bis zu welchem Alter eines Fahrzeuges bzw. bis zu welcher Laufleistung ein merkantiler Minderwert zuerkannt werden kann. In einem älteren Urteil vom 3. 10. 1961 (BGHZ 35, 396, 399) hat der Senat die Zubilligung eines merkantilen Minderwerts bei einem Fahrzeug mit einer Fahrleistung von über 100.000 km zwar nicht beanstandet. Die entsprechenden Feststellungen des dortigen BerGer. beruhten jedoch auf sachverständiger Beratung und ließen keinen Rechtsfehler erkennen. In einer späteren Entscheidung vom 18. 9. 1979 VI ZR 16/79 (VersR 1980, 46, 47) hat der Senat zwar erwogen, bei Personenkraftwagen könne im allgemeinen eine Fahrleistung von 100.000 km als obere Grenze für den Ersatz eines merkantilen Minderwerts angesetzt werden. Diese Einschätzung stützte sich jedoch unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse auf dem Gebrauchtwagenmarkt auf die Überlegung, dass solche PKW im allgemeinen nur noch einen derart geringen Handelswert hätten, dass ein meßbarer Minderwert nach Behebung der Unfallschäden nicht mehr eintrete (vgl. Senatsurteil vom 18. 9. 1979 VI ZR 16/79 aaO). Die Beurteilung war mithin nicht allein auf die Laufleistung des Fahrzeuges bezogen, sondern maßgeblich auf deren Bedeutung für seine Bewertung auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Diese Bedeutung kann sich im Laufe der Zeit mit der technischen Entwicklung und der zunehmenden Langlebigkeit der Fahrzeuge (z.B. infolge längerer Haltbarkeit von Motoren, vollverzinkter Karosserien etc.) ändern. Ein entsprechender Wandel auf dem Gebrauchtwagenmarkt spiegelt sich insbesondere in der Bewertung von Gebrauchtfahrzeugen durch Schätzorganisationen wie Schwacke und DAT wieder, die in ihren Notierungen inzwischen bis auf 12 Jahre zurückgehen und ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich sämtliche Marktdotierungen auf unfallfreie Fahrzeuge beziehen (vgl. OLG Karlsruhe, ZfS 1986, 366; OLG Düsseldorf, VersR 1988, 1026; LG Tübingen, ZfS 1983, 264; LG Koblenz, ZfS 1990, 49, 50; LG Oldenburg, ZfS 1990, 50; ZfS 1999, 335, 336; Geigel/Rixecker, Der Haftpflichtprozeß, 24. Aufl., Kap. 3 Rdnr. 64; Palandt/Heinrichs, aaO, § 251 Rdnr. 14; Sanden/Völtz, aaO, Rdnr. 125; Wussow/Karczewski, aaO, Kap. 41 Rdnr. 34; Zeisberger/Neugebauer-Püster vormals Halbgewachs, Der merkantile Minderwert, 13. Aufl., S. 34 f.; Darkow, DAR 1977, 62, 64; Hörl, ZfS 1999, 46, 47; Notthoff, VersR 1995, 1399, 1403; Otting, ZfS 1994, 434; Rasche, DAR 2000, 332, 333).

c) Der vorliegende Fall nötigt den Senat nicht zu einer abschließenden Stellungnahme, bis zu welcher Grenze nach heutigen Maßstäben ein merkantiler Minderwert zuerkannt werden kann. Das BerGer. hat berücksichtigt, dass sich das Fahrzeug der Kl. zwar in einem guten Pflegezustand befand, aber eine Laufleistung von 164.000 km auswies und 16 Jahre alt war, wodurch sich der Wiederbeschaffungswert auf (nur) 2.100 € reduzierte. Bei dieser Sachlage ist es aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden, dass sich das BerGer. im Rahmen des ihm nach § 287 ZPO zustehenden Ermessens die tatrichterliche Überzeugung gebildet hat, bei einem solchen Marktpreis werde sich ein Unfallschaden, der zudem erkennbar nur nicht tragende Teile des Kraftfahrzeuges betroffen habe, nicht mehr wertmindernd auswirken.

III.

Die Kostenentscheidung ergibt sich aus § 97 I ZPO.

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:

1.
Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;
2.
Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;
3.
Urteile, durch die gemäß § 341 der Einspruch als unzulässig verworfen wird;
4.
Urteile, die im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen werden;
5.
Urteile, die ein Vorbehaltsurteil, das im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen wurde, für vorbehaltlos erklären;
6.
Urteile, durch die Arreste oder einstweilige Verfügungen abgelehnt oder aufgehoben werden;
7.
Urteile in Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder Untermieter von Wohnräumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Mieter und dem Untermieter solcher Räume wegen Überlassung, Benutzung oder Räumung, wegen Fortsetzung des Mietverhältnisses über Wohnraum auf Grund der §§ 574 bis 574b des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie wegen Zurückhaltung der von dem Mieter oder dem Untermieter in die Mieträume eingebrachten Sachen;
8.
Urteile, die die Verpflichtung aussprechen, Unterhalt, Renten wegen Entziehung einer Unterhaltsforderung oder Renten wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichten, soweit sich die Verpflichtung auf die Zeit nach der Klageerhebung und auf das ihr vorausgehende letzte Vierteljahr bezieht;
9.
Urteile nach §§ 861, 862 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Wiedereinräumung des Besitzes oder auf Beseitigung oder Unterlassung einer Besitzstörung;
10.
Berufungsurteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten. Wird die Berufung durch Urteil oder Beschluss gemäß § 522 Absatz 2 zurückgewiesen, ist auszusprechen, dass das angefochtene Urteil ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar ist;
11.
andere Urteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten, wenn der Gegenstand der Verurteilung in der Hauptsache 1.250 Euro nicht übersteigt oder wenn nur die Entscheidung über die Kosten vollstreckbar ist und eine Vollstreckung im Wert von nicht mehr als 1.500 Euro ermöglicht.