Verletzung der Berichtspflicht und falsche Angaben gegenüber Prüfern

Die strafrechtlichen Folgen unrichtiger Berichterstattung und Bestätigungsvermerke im Rahmen des Insolvenzstrafrechts

erstmalig veröffentlicht: 23.06.2010, letzte Fassung: 16.03.2024
beiRechtsanwalt Dirk Streifler - Partner

§ 332 HGB im Detail

Nach § 332 HGB wird eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren angedroht für Abschlussprüfer oder deren Gehilfen, die über das Ergebnis der Prüfung eines Jahresabschlusses oder ähnlicher Berichte unrichtig berichten, erhebliche Umstände im Prüfungsbericht verschweigen oder einen inhaltlich unrichtigen Bestätigungsvermerk erteilen. Ziel dieser Norm ist es, die Zuverlässigkeit und Wahrhaftigkeit der externen Prüfung von Unternehmensfinanzen zu gewährleisten, die eine wesentliche Grundlage für das Vertrauen in die wirtschaftliche Berichterstattung darstellt.

 

Täterkreis und Tathandlung

Täter können gemäß § 332 HGB nur die ausdrücklich genannten Abschlussprüfer und ihre Gehilfen sein. Gehilfen sind dabei Personen, die den Prüfer bei seiner Tätigkeit unterstützen und an der Prüfung selbst mitwirken. Die Strafbarkeit setzt voraus, dass die Tathandlung vorsätzlich erfolgt. Dabei geht es um falsche Berichterstattungen, das Verschweigen von erheblichen Umständen oder die Erteilung eines inhaltlich unrichtigen Bestätigungsvermerks.

 

Strafmaß und rechtliche Konsequenzen

Die Verhängung einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren unterstreicht die Schwere, die dem Delikt der unrichtigen Berichterstattung oder der Erteilung eines inhaltlich unrichtigen Bestätigungsvermerks beigemessen wird. Darüber hinaus können derartige Vergehen zu einem erheblichen Reputationsschaden für die betroffenen Prüfer und ihre Prüfungsgesellschaften führen. Zudem ist mit zivilrechtlichen Haftungsansprüchen zu rechnen, sollten durch die unrichtige Berichterstattung Schäden entstanden sein.

 

Präventionsmaßnahmen

Um das Risiko strafrechtlicher Verfolgung zu minimieren, sollten Abschlussprüfer und ihre Gehilfen strenge interne Richtlinien und Prüfungsstandards anwenden. Dazu gehören:

Kontinuierliche Weiterbildung: Sicherstellung, dass das Wissen über aktuelle gesetzliche Anforderungen und Prüfungsstandards stets auf dem neuesten Stand ist.

Sorgfältige Prüfungsdurchführung: Gewissenhafte Durchführung der Prüfungen unter Beachtung aller relevanten Vorschriften und Standards.

Transparente Kommunikation: Klare und offene Kommunikation mit dem Mandanten über die Bedeutung und die Anforderungen einer korrekten Berichterstattung.

 

Fazit

Die Regelungen des § 332 HGB zum Schutz der Integrität finanzieller Berichterstattung sind von zentraler Bedeutung im Rahmen des Insolvenzstrafrechts und der Bilanz- sowie Bankrottdelikte. Abschlussprüfer und ihre Gehilfen tragen eine große Verantwortung, da ihre Berichte eine wichtige Informationsquelle für Gläubiger, Investoren und die Öffentlichkeit darstellen. Die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und die Anwendung hoher ethischer Standards sind unerlässlich, um das Vertrauen in die Wirtschaftsprüfung zu wahren und strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Autor:in

Rechtsanwalt Dirk Streifler - Partner

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